Newsletter 1-2006

NEWSLETTER – Mitgliederrundschreiben der Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung e.V.

1. Ausgabe – 1.Halbjahr/2006

1. KONGRESS & FORTBILDUNG
– Berichte und Beiträge der 11. Fastentagung der ÄGHE in Überlingen
– 39. Medizinische Woche in Baden-Baden
– Ankündigung 8. Summer-School für klassische Naturheilkunde

2. TERMIN & NOTIZ
– Frühjahr + Sommer 2006
– 31. Fortbildungstagung der ÄGHE am 19.November in Berlin-Wannsee

3. PRAXIS & KLINIK
– Fastengruppen in der ärztlichen Praxis

4. THERAPIE & FALL
– Metabolisches Syndrom: Fastentherapie – effizient und kostengünstig

5. WISSEN & WERT
– Neues auf der ÄGHE-Webseite
– Leitlinien zur Fastentherapie jetzt online!

6. BUCH & TIPP
Neu erschienen:
– „Buchinger-Heilfasten: ein Erlebnis für Körper und Geist“
– „Lebenslust durch Fasten, Regeneration für Körper und Seele“

Vollständiger Newsletter als pdf: aeghe-newsletter-2006-1

Liebe Freunde und Mitstreiter des Heilfastens!
Über Neues und Interessantes rund ums therapeutische Fasten will dieser halbjährlich erscheinende Newsletters informieren. Darüber hinaus soll ambulantes und stationäres Fasten als umfassendes Therapeutikum weiter gefördert und gestärkt werden. Über
Beiträge und Kommentare, sowie Anregungen und Wünsche würden wir uns natürlich sehr freuen!

Herzlichst Eva Lischka und Andrea Ciro Chiappa
mailto: presse(at)aerztegesellschaft-heilfasten.de

 

1. KONGREß & FORTBILDUNG

‚Sucht & Sehnsucht‘ in Überlingen – Ein Bericht von der 11. FASTENTAGUNG der ÄGHE vom 11. bis 12. Juni 2005

Mit den einstimmenden Worten „Überlingen ist das Weltzentrum des Fastens“ eröffnete Raimund Wilhelmi, Direktor der Klinik Buchinger, die diesjährige wissenschaftliche Fachtagung der ÄGHE.

Die Themen ‚Sucht und Sehnsucht am Beispiel der Alkoholabhängigkeit, Adipositas, Metabolisches Syndrom und Ernährungstrends‘ boten ein abwechslungsreiches Programm und fanden unter den rund 60 Zuhörern reges Interesse. Die Kliniken Buchinger und Kurpark stellten alle Teilnehmer sowohl in Punkto Kost und Logis, als auch Service und Unterhaltung vollständig zufrieden, sodass es vor dem Hintergrund einer spektakulären Bodenseelandschaft einen angeregten Austausch gab – vor allem am Gesellschaftsabend..!

„Was passiert wenn ein Alkoholkranker fastet?“
Dr.phil.nat. Wilfried Köhler, Klinik für Abhängigkeitserkrankungen und Konsiliarpsychiatrie Frankfurt/M.

„Sucht ist eine Umprogrammierung des Belohnungs- und Lustsystems, Patienten erfahren oft eine Zermürbung des Selbstwertgefühls.“
Mit der humoresken Darstellung vom „Heilen mit Weinen aus Ingelheim“ eröffnete Dr.Köhler das Leitthema der Tagung. Anschließend folgte die detaillierte Erörterung von Sucht, Abhängigkeit und Missbrauch nach der Definition der Leitlinien. In Deutschland leben ca. 2 Mio. Alkoholabhängige. Nach einer psychologisch (Einzelgespräch) und medikamentös orientierten Therapie mit Campral® ist eine Nachbetreuung über regelmäßige Selbsthilfegruppen sehr wichtig. Zudem ist Comorbidität mitzubehandeln. Da Sucht einher geht mit einer Umprogrammierung des Belohnungs- und Lustsystems ist auch das limbische System stark partizipiert.
Das Anticravingpräparat Campral® mit Wirkstoff Acamprosat dient der Aufrechterhaltung der Alkoholabstinenz nach dem Entzug. Der Wirkstoff ist mit cerebralen Neurotransmitter-Aminosäuren verwandt und kann als Anti-Craving-Medikament das Suchtverlangen dämpfen. Nicht geeignet zur Behandlung der Symptome des Alkoholentzugs.
In der anschließenden Diskussion wurden Erfahrungen der Fastentherapie im Falle Alkoholkranker besprochen. Dr.Wilhemi de Toledo, Dr.Lützner und Dr.Lischka bestätigen eine im Fasten geringere Deliranz bei Suchtkranken, vermutlich aufgrund bekannter Veränderungen des neuronalen Serotoninsystems.

 

„Sucht und Sehnsucht“
Dipl.Psych. Steven Egbers, Klinik Buchinger, Überlingen

Der in unserer Kultur häufig vorkommende übermäßige oder suchtartige Konsum von Nahrungsmitteln oder Suchtstoffen wie Alkohol und Zigaretten ist die Ursache für zahlreiche körperliche und soziale Folgeprobleme. Ohne ein besseres Verständnis des Suchtverhaltens ist jedoch kaum möglich davon Abstand zu nehmen. Fakten und Hintergründe vor allem am Beispiel der Alkoholsucht wurden beleuchtet, die das Suchtgeschehen transparenter werden lassen.

 

Motivational Interviewing – Kommunikation auf gleicher Augenhöhe
Priv.-Doz. Dr.rer.nat. Ralf Demmel, Psychologische Diagnostik und Klinische Psychologie, Universität Münster

„Ist die ‚Praxis‘ ärztlicher Gesprächsführung nicht ‚evidenz-based‘?, Wie lässt sich der Widerspruch zwischen ‚Evidenz‘ und ‚Praxis‘ erklären?“
Gespräche über „das Rauchen“, „das Trinken“ und andere „Laster“ sind in der Regel wenig erfreulich: Das Thema ist heikel und gute Ratschläge werden selten befolgt. Resignation und Frustation sind häufig die Folge einer unbefriedigenden ärztlichen Routine erfolgloser und missglückter Gespräche mit „unein-sichtigen“ Patienten. Die Ergebnisse randomisierter kontrollierter Studien belegen jedoch, dass eine minimale Intervention zahlreiche Patienten veranlassen kann, z.B. den Konsum von Alkohol zu reduzieren.
Motivational Interviewing ist von Miller und Rollnick entwickelt, um die Veränderungsbereitschaft Alkoholabhängiger zu fördern und ist zugleich ein klientenzentriertes und direktives psychotherapeutisches Verfahren. Zentrales Merkmal ist der Verzicht auf ein konfrontatives Vorgehen: Ambivalenz und Reaktanz werden als „fehlende Krankeneinsicht“, „Unzureichender Leidensdruck“ oder „Widerstand“ interpretiert. Die von den Autoren beschriebenen Behandlungsprinzipien (Express empathy, Develop discrepancy, Roll with resistance, Support self-efficacy) stimmen mit den Annahmen sozialpsychologischer Modelle der Einstellungs- und Verhaltensänderung überein (kognitive Dissonanz, Reaktanz, Selbstwahrnehmung, etc,).
Während der vergangenen Jahre wurde der Anwendungsbereich zunehmend auf die Behandlung anderer chronischer Erkrankungen (Diabetes, Erkrankungen des kardiovaskulären Systems, Nikotin-abhängigkeit etc.) erweitert; ökonomische Behandlungsformate haben eine Implementierung in der medizinischen Basisversorgung ermöglicht.
Im Rahmen des Workshops wurden die von Miller und Rollnick beschriebenen Gesprächstechniken (elecit change talk, reflective listening etc.) in Rollenspielen eingeübt und verschiedene Behandlungsformate (minimale Intervention, Kurzintervention etc.) vorgestellt. Video- und Lifedemonstrationen illustrierten die Anwendung in verschiedenen Behandlungssettings (stationäre Rehabilitation etc.)

Lit: Demmel, R. (2005). Motivational Interviewing.
In Linden & Hautzinger (eds.), Verhaltenstherapiemanual. Springer, Berlin

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11. Fastentagung der ÄGHE
Vorträge: Metabolisches Syndrom

Das HOMA-Konzept zur Bestimmung der peripheren Insulinresistenz:
erste Erfahrungen bei einer Fastentherapie
Dr. Rainer Stange, Zentrum für Naturheilkunde, Imanuel-Krankenhaus, Berlin-Wannsee

Das Metabolische Syndrom und seine Folgekrankheiten stellen eine zentrale Herausforderung an unser Gesundheits-system dar. Dennoch wissen wir wenig um Langzeitstrategien, die eine effektive Behandlung versprechen.
Die Fastentherapie gilt unter ihren Vertretern als eine der besten Methoden, um kurzfristig im Sinne eines „Umschalt“ oder Umstimmungs“-Effektes eine Besserung der individuellen Stoffwechsellage einschließlich noch nicht sicher diagnostizierbarer Risikokonstellationen zu erreichen. So nimmt die Insulin-Sensitivität, bzw. reziprok-Resistenz eine zentrale Stellung in der Ätiopathogenese ein. Der Goldstandard in der Messung der Insulinsensitivität erfolgt per Glucose-Clamp. Diese hat sich außerhalb der klinischen Forschung nicht in der Routineversorgung durchgesetzt. In den letzten Jahren wurden mehrere Konzepte für eine gleichwertige Bestimmung, die weniger invasiv, zeit- und kostenaufwendig durchgeführt werden können, vorgestellt. Darunter scheint sich das HOMA-IR (homeostasis model assessment for insulin resistence) durchzusetzen. Die Bestimmung erfolgt mittels einmaliger simultaner Bestimmung von Nüchtern-Insulin und -Glucose.
Ein Pilotprojekt soll den Einfluß stationärer Fastentherapie auf die Entwicklung der Insulin-Sensitivität zunächst bis zu zwei Monate nach deren Abschluss quantifizieren um Grundlagen für eine größere Langzeit-Studie zu erarbeiten. Erste Ergebnisse weisen auf eine akute und bis zu zwei Monate anhaltende Besserung der HOMA-IR hin. Diskutiert wurde eine mögliche Kooperation mit anderen Kliniken um i.S. einer multizentrischen Studie hohe Fallzahlen zu erzielen.

Therapeutisches Fasten in einer stationären Akuteinrichtung: Prospektive Evaluation der Fastentherapie – Effekte auf Lebensqualität, Beschwerden und Lebensstilmodifikation.
Dr. Andreas Michalsen, Naturheilkunde und integrative Medizin, Kliniken Essen-Mitte

In der 1999 gegründeten Modellabteilung für Integrative Medizin, Innere Medizin und Naturheilkunde der Kliniken Essen-Mitte und Lehrstuhl für Naturheilkunde der Universität Duisburg / Essen wurde das Heilfasten als zentrale therapeutische Methode von Beginn an implementiert. Im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie erfolgte die Evaluation der potentiellen Effekte des Heilfastens. In die Studie eingeschlossen wurden alle stationär aufgenommen Patienten der Abteilung mit der Diagnose einer chronisch internistischen Erkrankung oder eines Schmerzsyndroms und und einer Länge des Krankenhausaufenthaltes von größer als 3 Tagen. Ein- und Ausschlusskriterien des Heilfastens wurden sorgfältig geprüft. Methodisch wurde ein 7tägiges modifiziertes Heilfasten (Buchinger-Methode) eingesetzt, einschließlich von 2 Entlastungstagen und 3 Aufbautagen. Die Entscheidung über die Durchführung des Heilfastens wurde nach Prüfung der Ein- und Ausschlusskriterien und ausführlicher Patienteninformation von Seiten des Patienten getroffen. Die Ergebnis-Endpunkte bildeten die Stärke der Hauptbeschwerde, die Lebensqualität (SF 36), die Umsetzung eines gesundheitsfördernden Lebensstils im Bereich Bewegung, Ernährung und Stress – Entspannung und unerwünschte Wirkungen. Die Erhebungen erfolgten bei Aufnahme, nach Entlassung sowie postalisch nach 3 und 6 Monaten. Im 2 ½ Jahreszeitraum konnten die Daten von 2121 Patienten mit komplettem Aufnahme- / Entlassungsbogen ausgewertet werden. 952 Patienten nahmen am therapeutischen Fasten teil, 873 erhielten eine normokalorische mediterrane Diät. Bei 296 Patienten wurde andere Ernährungsformen eingesetzt. Nach 3 und 6 Monaten waren die Responderraten bei 71 und 56 %. Die Hauptbeschwerde der Entlassung war bei Fastern gegenüber Nicht-Fastern signifikant überlegen gebessert (P<0.01). Die Lebensqualität verbesserte sich bei Fastern und Nicht-Fastern vergleichbar und insgesamt sehr deutlich gegenüber der stationären Aufnahme. Unerwünschte Wirkungen des Fastens waren selten. Bei 2 Patienten kam es unter fortgeführter diuretischer Medikation zu leicht symptomatischen Hyponatriämien. Erhebungen des praktizierten Lebensstils zeigten sowohl 3 und 6 Monate nach Entlassung einen deutlich besseren Hafteffekt im Bezug auf das Ernährungsverhalten, das Üben von Entspannungsverfahren und regelmäßige Bewegungstherapie. Aus den Daten kann abgeleitet werden, dass chronisch internistisch erkrankte Patienten von einem therapeutischen Fasten deutlich profitieren und insbesondere die Nachhaltigkeit einer gesundheitsfördernden Lebensstilmodifikation günstig beeinflusst werden kann. Vor diesem Hintergrund sollten weitere randomisierte Studien zur vielversprechenden Wirksamkeit des Heilfastens bei kardiovaskulären Risikogruppen mit notwendiger Lebensstilmodifikation durchgeführt werden.‘

 

Langzeitstrategien zur Behandlung der Adipositas
Dr. Gunther Hölz, Kurparkklinik Überlingen

Die gesundheitlichen Risiken und auch die ökonomischen Folgen der Adipositas sind erheblich und werden gesundheitspolitisch weiterhin unterschätzt. Eine langfristige Gewichtsreduktion bessert nicht nur sämtliche Stoffwechselparameter und Beschwerden, sondern erhöht auch die Lebensqualität der Betroffenen ganz
erheblich. Gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Baden-Württemberg führt die Kurpark-Klinik Überlingen am Bodensee seit Jahren ein sog. Etappenheilverfahren durch. Voraussetzung zur Aufnahme in das Modellprojekt Etappenheilverfahren ist ein BMI von > 35 kg/m². Die Betroffenen kommen dann üblicherweise zu einem Grundheilverfahren für 3 Wochen in die Klinik. Die 1. Etappe findet nach 6 Monaten statt und dauert 2 Wochen, die 2. Etappe nach weiteren 6 Monaten dauert ebenfalls 2 Wochen. Voraussetzung zur Aufnahme zur Etappe: zumindest das Halten des zuletzt erreichten Entlaßgewichtes. Dies ist ökonomisch sinnvoll, da es zielgerichtet die motivierteren Patienten unterstützt, für die Betroffenen stellt dies häufig eine zusätzliche Motivation dar. Behandelt wird die Adipositas mit einem multimodalen Behandlungskonzept, deren Grundsäulen die Ernährungstherapie einschließlich der Fastentherapie, der aktiven Bewegungstherapie, der Entspannungstherapie und des Gesundheitstrainings darstellt. Die modellhafte Vorgehensweise wird im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie mit dem IRES-Instrumentarium begleitet, bei dem sowohl der körperliche, der funktionelle und auch der psychosoziale Befund von den Patienten abgefragt wird. Berichtet wird von 77 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 41,4 Jahren, durchweg der sozialen Grundschicht angehörend mit schwieriger psychosozialer Ausgangssituation. Die
Gewichtsabnahme über ein Jahr war unterschiedlich, im Mittel bei den Frauen gut 20 kg, bei den Männern knapp 30 kg. Parallel dazu – wie erwartet – Besserung sämtliche relevanter Stoffwechselparameter und auch des Blutdrucks. Über alle 3 Behandlungsschritte ließ sich im IRES-Bogen eine hochsignifikante Verbesserung des körperlichen, des funktionalen und auch des psychosozialen Status erreichen.
Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, daß mit einem qualifizierten Nachsorgemodell dramatische Besserungen bei ausgeprägter Adipositas erreichbar sind. Dabei werden nicht nur Risikofaktoren und Stoffwechselkrankheiten kausal behandelt, sondern die
Lebensqualität der Betroffenen auch in erstaunlichem Umfange gebessert.

 

Gewichtsreduktion mit Low-Carb-Diäten?
Dr.oec.troph. Wiebke Franz, UGB-Akademie, Wettenberg

„Weder der glykämische Index noch die glykämische Last sind als alleiniges Kriterium der Lebensmittelauswahl geeignet – Kalorien bleiben Kalorien!“
„Low Carb“ steht für Diäten, bei denen der glykämische Index (GI) der Lebensmittel im Mittelpunkt der Lebensmittelauswahl steht. Kohlenhydratträger wie Brot, Kartoffeln und Obst werden ganz oder teilweise vom Speiseplan gestrichen und durch Proteinträger wie Fleisch, Eier und Fisch und einen insgesamt höheren Fettgehalt ersetzt.
Weltweit hat diese Entwicklung heftige Diskussionen der Empfehlung bei Übergewicht und Adipositas ausgelöst. Mechanismen zur erleichterten Gewichtskontrolle bei Ernährung mit niedrigem GI erscheinen Plausibel, sind aber letzlich nicht bewiesen. Teilweise wurde eine bessere Gewichtsabnahme bei Diäten mit niedrigem GI beobachtet, allerdings nur kurzfristig. Nach der bisherigen Studienlage zeigt der Vergleich von kohlenhydrat- mit fettarmen Diäten keinen anhaltenden Unterschied in der Gewichtsreduktion.
Aufgrund der erhöhten Proteinzufuhrempfehlung stehen auch ökologische (Energiebilanz) als auch gesundheitliche (Knochen, Nieren, Blutfette, KHK) Bedenken zur Diskussion.

 

11. Fastentagung der ÄGHE
Workshops

Kolonbehandlung nach Prof. Vogler und Prof. Kraus
Dr.med. Jürgen Rohde, Klinikum Berlin Buch, führte die Workshopteilnehmer zunächst
anhand einer Demonstration in die Geschichte und Technik der Kolonbehandlung nach
Prof. Vogler und Prof. Kraus ein. Die reflextherapeutische Methode, die durch manuelle Reizung von fünf retroperitoneal gelegenen Kolonpunkten funktionsordnend auf die Bauchorgane einwirkt, ist gut einzusetzen bei träger Peristaltik nach dem Fastenbrechen. Diese Punkte werden nacheinander aufgesucht und mit kreisenden Bewegungen entsprechend dem Atemrhythmus massiert (je Punkt ca. 2-5 Min.). Zudem erläuterte Rohde Indikationen und Kontraindikationen dieser Behandlungsform, die auch als Selbstanwendung durchführbar ist.

Wirkungen
* Einfluß auf den vegetativen Tonus der Abdominalorgane
* Ausgleich spastischer, aber auch atonischer Symptome der glatten Muskulatur, besonders am Kolon selbst
* Einfluß auf Tonus und Peristaltik des Kolons.

Indikationen
* Reizkolon (Colon irritable)
* Meteorismus
* Chronische Obstipation (spastische und atonische)
* Ulcus duodeni
* Gallenwegsleiden
* Migräne mit spastischen Symptomen im Abdomen

Absolute Kontraindikationen
* Colitis ulcerosa, Divertikulitis (Verstärkung der Entzündung möglich)
* Akute pyogene Entzündungen im Bauchraum und kleinen Becken (Appendizitis, Gallenblasenempyem, Hepatitis, Pyelonephritis, Adnexitis, Peritonitis)
* Karzinose des Abdomens, Tumoren, Ileus
* Gravidität, extreme Adipositas.

Relative Kontraindikationen
* Rezidivierende, örtlich begrenzte Entzündungen
* Perityphlitis: Kolonpunkt 1 auslassen
* Cholecystopathie: Kolonpunkt 2 auslassen
* Pankreatitis: Kolonpunkt 3 auslassen
* Adnexitis: Kolonpunkt 5 auslassen.

Dosierung: 1-2x tägl., insgesamt 6-12x

 

Bericht von der
39. MEDIZINISCHEN WOCHE in Baden-Baden vom 29. Oktober bis 3. November 2005

Die Medizinische Woche, zum 39. Mal in Baden-Baden von der Ärztegesellschaft für Erfahrungsheilkunde e.V. organisiert, ist mit 2.000 Besucher die größte und bedeutendste komplementärmedizinische Veranstaltung in Europa. Sie gilt als die entscheidende Plattform für Aus- und Weiterbildung, sowie des Dialoges zwischen Komplementärmedizin und Schulmedizin. Die ÄGHE war mit drei Vorträgen und ReferentInnen erstmalig vertreten an der rund 50 Zuhörer teilnahmen.Die von der Ärztegesellschaft für Erfahrungsheilkunde e.V. organisierte.

Heilfasten – Fit durch den Verzicht?
Für manche Menschen unvorstellbar und für andere eine hervorragende Verjüngungskur: Heilfasten durch Verzicht auf feste Nahrung für mehrere Tage. Erfahrene Fastenärzte gehen davon aus, dass sich eine verminderte Kalorienzufuhr positiv auf die Gesundheit auswirkt. „Mittlerweile gibt es einige gesicherte Erkenntnisse darüber, welche biomedizinischen Grundlagen diese Wirkung hat“, meint Dr.Rainer Stange von der Abteilung für Naturheilkunde des Immanuel-Krankenhauses in Berlin. Welche gesundheitsfördernden Vorteile das Fasten oder eine dauerhafte verminderte Energiezufuhr für Patienten bringt, stellen drei Experten der ÄGHE vor.

 

Jünger durch Fasten? – Endokrinologische und regenerative Wirkungen
Dr. Rainer Stange, Berlin

„Zahlreiche tierexperimentelle Studien belegen, dass eine verminderte Kalorienzufuhr die Ausbildung chronischer Krankheiten verzögern kann“.
Fasten wird gemeinhin als Therapie wie als Prävention verstanden. Während die Erforschung der therapeutischen Effekte langsame Fortschritte macht, ist der präventive Aspekt nahezu unerforscht. Mehrere Hunderttausend, wenn nicht mehrere Million Bürger fasten hierzulande Jahr für Jahr in der Hoffnung, ja Gewissheit, daraus einen gesundheitsfördernden Vorteil zu beziehen. Erfahrene Fastenärzte bestärken sie in dieser Auffassung, können sich bislang aber nicht auf gesicherte Erkenntnisse beziehen. Diese Situation ändert sich allmählich. Die biomedizinische Grundlagenforschung ist schon seit langem daran interessiert, welche Zusammenhänge zwischen Kalorienzufuhr und Krankheitsentwicklung bestehen. Zunächst fanden insbesondere Zusammenhänge zwischen Energiezufuhr und Malignom- bzw. Metastasenentwicklung Interesse, die eine protektive Wirkung der Energierestriktion mittlerweile als gesichert ansehen. Offen bleibt dabei bislang, ob dieser Effekt eher durch eine dauerhafte Restriktion oder auch durch periodische Extrembedingungen, wie sie das Fasten darstellt, erzielbar ist.
In den letzten Jahren hat die Frage, nach welchem Muster sich höhere Lebewesen unter den Bedingungen einer Energierestriktion entwickeln, große wissenschaftliche Bedeutung gefunden. Die neue Subdisziplin ‚Autophagie’ geht diese Fragen aus molekularbiologischer und zellbiologischer Sichtweise an. Zahlreiche Ergebnisse stützen die empirische Behauptung, dass regelmäßige Energierestriktion die Ausbildung chronischer Krankheiten verzögern kann.

Fasten bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen
Dr. Françoise Wilhelmi de Toledo, Überlingen

„Die Konklusion einer Analyse von 31 wissen-schaftlichen Studien erlaubt zu sagen, dass eine Fastenperiode, medizinisch betreut und gefolgt durch eine Phase individuell angepasster vegetarischer Ernährung, signifikante Besserung bei schwerwiegenden Gelenkerkrankungen herbeiführen kann.“

Seit Anfang des Jahrhunderts belegen wissenschaftliche Publikationen, dass eine Ernährungsumstellung rheumatische Beschwerden erheblich verbessern kann. Sogar bei schwerwiegenden Erkrankungen der Gelenke wie rheumatoider Arthritis gibt es zahlreiche Belege, dass Rheuma-kranke nach diätetischer Information suchen, weil sie mit der medikamentösen Therapie allein nicht zufrieden sind, andererseits belegen sie auch die positive Wirkung des Fastens und der Ernährung. „Wir konnten 31 Studien untersuchen die das Thema Fasten und Ernährung bei rheumatoider Arthritis behandeln und die heutige wissenschaftliche Kriterien erfüllen. Vier dieser Studien beinhalteten noch ein Follow-up nach dem Fasten, in dem die Patientinnen und Patienten ernährungstherapeutisch behandelt wurden. Die statistische Bearbeitung dieser Studien zeigte statistisch und klinisch signifikante Verbesserungen am Patienten.“

 

Migräne: Heilfasten ist die Lösung
Dr. Norbert Lischka, Bad Brückenau

„In die Migränetherapie integrieren wir verschiedene Experten: Arzt, Psychologe, Gesundheitstrainer, Physiotherapeut und in besonderer Weise der Patient selbst, denn die Eigenverantwortlichkeit (empower-ment) spielt eine entscheidende Rolle. Gute Ergebnisse zeigen sich bei aktiver Mitarbeit des Patienten und bei möglichst individuell gestalteten Therapiekonzepten.“
Aus naturheilkundlicher Sicht haben sich in der Malteser Klinik von Weckbecker naturheilkundliche Ansätze wie die kombinierte Fastentherapie in besonderer Weise bewährt. Ziel ist es dabei nicht nur, die Migräneattacke wirksam zu behandeln (z.B. Triptane), sondern die Anfallsstärke und Anfallshäufigkeit prophylaktisch zu reduzieren. Flankierend zur Fasten-therapie kommt die progressive Muskelentspannung nach Jacobson (PMR) zum Einsatz, kognitive Verhaltenstherapie und Bewegungs-therapie. Roborisierende Maßnahmen im Sinne der kneippschen Therapie, wie sie auch Bühring empfiehlt, sollten in jedem Falle zur Anwendung kommen. Empirische Erfahrungen zeigen, dass auch z.B. Aderlass als purgierende Maßnahme positive Effekte zeigen. Auch die Ordnungstherapie im Sinne der Stressreduktion und Lebens-organisation spielt bei der Migränetherapie eine entscheidende Rolle.
Eine in der Klinik von Weckbecker durchgeführte Dissertationsarbeit zeigte an 408 Migränepatienten, die mit der kombinierten Heilfastentherapie behandelt wurden, eine Besserungsrate von 92 % bezüglich Anfallshäufigkeit und Anfallsintensität. „Somit haben wir in der kombinierten Heilfastentherapie eine der wirkungsvollsten, wenn nicht sogar die leistungsfähigste Therapieform bei der Langzeit-behandlung migränekranker Menschen.“

 

Die 7. Summer School für klassische Naturheilkunde
– wieder ein voller Erfolg!

Rund 20 StudentInnen der Medizin hatten das Glück, an der diesjährigen Summer School für klassische Naturheilkunde teilzunehmen. Dank der Erich-Rothenfußer-Stiftung sowie der EDEN-Stiftung konnte die Europäische Gesellschaft für klassische Naturheilkunde (ESCNM e.V.) ein erstklassiges Seminar anbieten. Unter der Leitung von Dr. Wilhelmi de Toledo, Klinik Buchinger a. Bodensee, sowie Prof. R.Saller, Institut der Naturheilkunde Universitätsspital Zürich, Prof. K.Kraft, Lehrstuhl f. Naturheilverfahren Uni Rostock, Dr. A.Michalsen, Naturheilkunde u. integrative Medizin Kliniken Essen-Mitte und weiteren Dozenten werden klassiche Verfahren wie Hydro-, Balneo- und Klimatherapie sowie Massagen, Bewegungstherapie, Ernährung, Fasten, Gesundheitspädagogik (Ordnungstherapie) und Phyto-therapie in Theorie und praktischer Selbsterfahrung vermittelt. Bisher konnten über 175 Studierende aus mehr als 20 Universitäten, auch aus Österreich und der Schweiz, diese sinnvolle Erweiterung zum Studium erleben. Teilnahmegebühr inkl. Unterkunft und Verpflegung für nur € 180,-. Anmeldung und Seminarprogramm für 2006 unter:
www.summer-school.de, e_mail: info(at)summer-school.de

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2. TERMIN & NOTIZ

Frühjahr + Sommer 2006
siehe bei www.aerztegesellschaft-heilfasten.de unter ‚Aktuelles‘

31. Fortbildungstagung der ÄGHE am 19.November 2006 in Berlin-Wannsee
Die medizinisch-geistigen Wurzeln der europäischen Fastentherapie und andererseits zeitgerechte Darstellung und Öffentlichkeitsarbeit des Fastens sind diesmal Themen auf der halbjährlich stattfindenden Fortbildung der ÄGHE.

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3. PRAXIS & KLINIK

In der Reihe ‚Konzepte ambulanter und stationärer Fastentherapien‘

Fastengruppen in der ärztlichen Praxis
Dr.M. Ritzmann-Widderich, Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und Ernährungsmedizin. www.praxis-widderich.de

Leider sind Fastenangebote innerhalb einer ambulanten ärztlichen Therapie noch immer die Ausnahme. Nicht jedoch in Rottweil..

Martha Ritzmann-Widderich:
„Patienten können vom Fasten im Rahmen einer Allgemein-/Internistischen Praxis sowohl präventiv als auch therapeutisch erheblich profitieren.
Das Indikationsspektrum bei unseren Fastenpatienten reicht von Allergien bis hin zu Zyklusstörungen. Wir führen im Frühjahr und im Herbst ärztlich geleitete Fastengruppen durch, nach der Methode Buchinger/Lützner.
Die Teilnehmer erhalten bei mehreren Treffen schriftliche Anleitungen. Nach 1 bis 2 Entlastungstagen folgen mind. 5 Fastentage und 3 Aufbautage. Je nach Zustand und Befinden des Patienten kann, unter ärztlicher Aufsicht, mehrere Wochen weiter gefastet werden. Informationen zu Kostaufbau und Ernährung nach dem Fasten erteilt eine Arzthelferin mit Zusatzausbildung zur Fastenleiterin und Ernährungsberatung.
Die Liquidation erfolgt im PKV-Bereich nach der Ziffer 20 (Gruppenberatung), im GKV-Bereich analog dieser Ziffer als Selbstzahlerleistung. Wir berechnen für fünf Gruppentermine inkl. Schulungsmaterial Euro 75,-. Ernährungskurse können von gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst werden.
Die Patienten erfahren durch das Fasten häufig eine unmittelbare und anhaltende Linderung ihrer Beschwerden, gegebenenfalls eine ernährungsmedizinische Weiterbetreuung und empfehlen dies auch gerne weiter. Und die Teilnehmerzahlen in entsprechenden Gruppen steigen kontinuierlich!“

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4. THERAPIE & FALL

Metabolisches Syndrom:
Fastentherapie – effizient und kostengünstig!

Praxis Dr. M.Ritzmann-Widderich in Rottweil, www.praxis-widderich.de

Patientin, 36 J., 120 kg KG (BMI 44)
Diagnose: Im Okt.2004 betriebsärztlich festgestellte erhöhte Transaminasen. Nach Ausschluß e. Virushepatitis, Diagnose eines Diabetes m.II. mit Fettleberhepatitis (Nüchtern-Glucose 338mg/dl, HBA1c 11,0)
Therapie: 3 Wochen ambulante Fastentherapie (berufsbegleitend), anschließend modifizierte Formuladiät im 3-Mahlzeiten-Rhythmus, davon wahlweise eine oder zwei als Formula- bzw. als vollwertige Mischkostmahlzeit.
Verlauf bis Nov.2004: Rückgang KG auf 106 kg, HBA1c auf 8,6 und normale Leberwerte.
Im Frühjahr 2005 führte familiärer Stress zu Ernährungsfehlern. Erneutes Fasten (7 Tage) mit anschließender Formuladiät führte bis Okt. 2005 zu einer Gewichtsreduktion auf 94kg (BMI 36) und HBA1c 5,9.
Medikation: 2×1 Metformin 500, Kosten pro Jahr: Euro 120,-
Zur üblicherweise durchgeführten intensivierten Insulintherapie:
Eine Kostenersparnis von mehr als 1.000,- € jährlich!

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5. WISSEN & WERT

Neues auf der ÄGHE-Webseite
Leitlinien zur Fastentherapie – jetzt online!
Einfach herunterladen unter:
www.datadiwan.de/aeghe/FoKoMed_Leitlinien_Juni_2002.pdf

Moderne Ernährungsmärchen?Wieder ist ein neues Buch erschienen, welches wohl eher mit Vorsichtzu genießen wäre.. www.diabetes-news.de/news/nachrichten-2005/pm050411.htm
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6. BUCH & TIPP

Literaturrecherche – Fastenbücher

Eine neulich durchgeführte Bücherrecherche bei www.amazon.de/ ergab
– 232 Treffer für Bücher mit „Fasten“ im Titel und
– 69 Treffer mit „Heilfasten“ im Buchtitel

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„Lebenslust durch Fasten“
von Drs. Eva und Norbert Lischka

Neu erschienen mit ansprechendem Hardcover:

Ansprechend und auf dem neusten Stand des
Wissens informieren die Autoren in diesem neuen
Fastenratgeber über:

* Fasten als natürlicher Teil des Lebens, geschätzt in alten Kulturen
und großen Religionen
* Fasten in der europäischen Heilkunde
* Fasten zur Vorbeugung und Behandlung typischer Erkrankungen
einer technisierten Überflussgesellschaft
* Fasten in der Klinik und zu Hause
* Ausführliche Beispiele aus der Praxis des stationären Heilfastens
* Anregungen für eine gesunde Ernährung und Lebensführung

Bestellung: leserservice(at)auer-medien.de im Ludwig-Auer-Verlag
153 S. m. zahlr. Farbfotos € 19,-

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„Buchinger-Heilfasten:
Ein Erlebnis für Körper und Geist“
von Dr.Francoise Wilhelmi de Toledo.

Der gelungene Ratgeber, der auch in zwei weiteren
Sprachen erscheinen wird, gibt die langjährigen
Erfahrungen der Autorin wieder:

* Fasten für neue Impulse im Leben
* über erstaunliche Erfahrungen und neu gewonnene Perspektiven
* So optimieren Sie Ihre Fasten-Kur
* Ein praktisches Wochenprogramm zum Fasten zu Hause
* Übersicht einer 7-Tage-Kur mit Wohlfühlprogramm

Erschienen im Trias-Verlag, 158 S. m. zahlr. Farbfotos für € 17,95

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Impressum
Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung e.V., Wilhelm-Beck-Str.27, 88662 Überlingen
Redaktion: Dipl.oec.troph. Andrea Chiappa, T. 07551-947575, Mobil 0177 449 4946
e_mail: newsletter@aerztegesellschaft-heilfasten.de

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