Francoise Wilhelmi de Toledo und Helmut KlepzigFoto-Wilhelmi_04

Erschienen in:Wilhelmi de Toledo F, Klepzig H: Kurze Geschichte des Fastens. Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren, 4/1994

* Fasten ist Physiologie
* Die drei Dimensionen des Fastens
* Die Renaissance des medizinischen Fastens
* Deutsche Fastenärzte
* Fasten zwischen Tradition und Wissenschaft
* Dialog zwischen „Schulmedizin“ und Naturheilverfahren
* Perversion der Naturheilkunde durch das 3. Reich
* Die Fastenlandschaft von heute
* VLCD – Very low calorie diet
* Die Eiweiß-Polemik
* Heutige Fastentherapie

 

Zusammenfassung:
Das freiwillige Fasten hat immer eine spirituelle, eine medizinische und eine sozialpolitische Dimension gehabt. Um die Jahrhundertwende, als das kirchliche Fasten immer weniger praktiziert wurde, entwickelte sich eine lebhafte Bewegung des medizinischen Fastens mit Schulen, die das Fasten naturheilkundlich und ganzheitlich zur Prävention und Therapie chronischer Krankheiten praktizieren. Im Gegensatz dazu entstand in den 60er Jahren an Universitätskliniken das „Fasten zur Gewichtsreduktion`: Auf Impuls einiger» Fastenärzte/Innen «entstand in den letzten Jahren eine Dynamik des Fastens für Gesunde, die wiederum das spirituelle Fasten neu zu beleben scheint.
Schlüsselwörter: Fasten, Nulldiät, VLCD, Heilfasten

 


 

 

Fasten ist Physiologie
Fasten ist ein physiologischer Prozeß. Ohne diese Fähigkeit hätte der Mensch als Spezies den geschichtlichen Zeitraum bis heute nicht überlebt (1).
Gesehen als vorübergehende, zeitbegrenzte Pause in der Nahrungszufuhr, kann man sogar die’Winterpause als Fastenpause für die Natur betrachten! Tiere fasten in allen Variationen: Winterschlaf haltende Tiere schlafen eben beim Fasten (2), Zugvögel bewegen sich intensiv ohne Nahrung (3), und Pinguine können bis 6 Monate pro Jahr bei Außentemperaturen bis minus 60 Grad fasten und währenddessen sogar mausern und ihre Eier legen (4).
Menschen haben in der Geschichte auch notgedrungen gefastet, d. h. eher gehungert, z. B. nach schlechter Ernte, Naturkatastrophen, Kriegszeiten und Epidemien.
Freiwilliges Fasten, im Gegensatz zum Hungern, bewirkte beim Menschen körperliche aber auch seelische Veränderungen im Sinne einer Wendung nach innen. Deswegen wurden Zeiten der Nahrungsenthaltung von beinahe allen Regionen zur Vertiefung des Gebetes oder zur Charakterisierung von liturgischen Jahresperioden ritualisiert.

Die drei Dimensionen des Fastens
Die religiösen Traditionen wußten aber intuitiv, daß die Manipulation des Eßverhaltens nicht ohne Gefahr ist, und haben deswegen das Fasten nie isoliert angeboten. In der jüdisch christlichen Tradition ist das Fasten an Beten und Almosen geben gebunden (5).

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(Abb. 1)

Ohne Spiritualität (Beten) und Nächstenliebe (Almosen geben) könnte das Fasten – warnten schon die Väter der Wüste – „Gift für die Seele werden“ (6).
Das Fasten, als ein von Menschen freiwillig inszeniertes Geschehen, findet man in verschiedenen Bereichen: in den Religionen, in der Medizin, in der Diätetik und sogar in der Politik.

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(Abb. 2).

Die Renaissance des medizinischen Fastens
In der Geschichte der Medizin ist vom Fasten schon früh die Rede (Abb. 3). Wir beschränken uns zunächst aber auf das 19. und 20. Jahrhundert. Am Ende des 19. Jahrhunderts, als das Fasten von den Kirchen in unseren Ländern nicht mehr praktiziert wurde, fanden sich Ärzte, die dieses Verfahren neu belebten. Ca. 1880 in den USA traten zwei Ärzte als die Väter dieser besonderen Spezies der Fastenärzte und Fastenärztinnen auf! Es handelt sich um Henri Tanner (7), der am Medical College der Vereinigten Staaten in New York ein 42tägiges Fasten unter Aufsicht des Rektors dieser medizinischen Akademie und weiterer dort tätiger Ärzte selbst durchführte. Amerikanische und europäische Zeitungen schrieben damals ausführlich über dieses aufsehenerregende Experiment, mit dem die Möglichkeit eines langen, strengen Fastens ohne gesundheitliche Nachteile bewiesen wurde.
Neben Henri Tanner muß man auch Edward Hooker Dewey erwähnen, der als praktischer Arzt die therapeutischen Wirkungen des Fastens entdeckte. Niedergelassen in Meadville, Pennsylvania, hat Dewey zwischen 1878 und 1905 zahlreiche Fastenkuren geleitet, die er in seinen Büchern beschrieb. In „The True Science of Living“ (8) – in mehrere Sprachen übersetzt – betonte Dewey den Unterschied zwischen Hungern und Fasten. Er vertrat die Meinung, daß man Kranke mit fieberhaften Infekten nicht überernähren sollte: Die Verdauungsvorgänge würden dabei zuviel „vitale Energie“ den Heilungsprozessen entziehen.
Die damalige Schulmedizin lehnte Dr. Dewey ab, weil es seinen Büchern angeblich an wissenschaftlicher Objektivität fehlte. Sein Einfluß auf die Kollegen aber, wie Dr. Guelpa (9) in Frankreich, Dr. von Segesser (10) oder Dr. Bertholet (11) in der Schweiz, war ebensogroß wie auf Schüler in den USA. Der bekannteste davon war Herbert Shelton (12), selber nicht Arzt, aber Mitglied einer Reformbewegung „Natural Hygiene“. Eine Weiterentwicklung dieser Bewegung, die heute Tausende von Mitgliedern zählt, hat heute das Konzept „Fit for Life“ (13) geprägt.

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Abb. 3: Geschichte des medizinischen Fastens. (Die Daten beziehen sich auf das Jahr der Hauptpublikation.)

 

Deutsche Fastenärzte
Dewey beeinflußte zwei wichtige deutsche Ärzte: Gustav Riedlin aus Freiburg und Siegfried Möller aus Dresden.
Diese beiden Ärzte, die schon mit den damaligen Pionieren der „Lebensreform“, wie Bircher-Benner, Schroth (1800-1851) und Kneipp (18211897), in Kontakt gekommen waren, veröffentlichten auch selber Bücher über Fasten. Riedlin schilderte das Fasten mit poetischen Titeln „Die große Useputzete“ (14) oder „Fastenkuren und Lebenskraft“ (15). Das Thema Lebenskraft und die Dualität von Stoff und Geist spielten bei Riedlin eine große Rolle. Er unterscheidet zwei Stufen des Fastens, eine Unterstufe zu körperlichen Zwecken und als Oberstufe das spirituelle Fasten.
Siegfried Möller, der zunächst SchrothKuren praktizierte, veranlaßte die Übersetzung von Deweys Buch ins Deutsche (16). Er sah im Fasten eine diätetische Askese zur Buße der gegen den Körper begangenen hygienischen Sünden. Er verfaßte verschiedene Bücher über Fasten und Ernährung. Diese Ärzte beeinflußten direkt Otto Buchinger, der wegen schwerer Krankheit selbst zum Fasten gekommen war.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts publizierten auch andere Ärzte Bücher wie Adolf Meier („Fastenkuren Wunderkuren“) (17). Interessanterweise sah man schon damals wie heute, daß auch Nichtärzte das Fasten propagierten. Man kann hier Arnold Ehret (18) aus Freiburg nennen und Erwin Hof (19), der sich selber als Heildiätetiker und Fastenleiter verstand und das Fasten „eine Operation ohne Messer“ nannte.

Fasten zwischen Tradition und Wissenschaft
Schon um die Jahrhundertwende wurde es ganz deutlich, daß sich aus der traditionellen Praxis des Fastens das Fasten als medizinische Therapie herauskristallisierte. Dabei waren die Trennungen, die wir heute noch erkennen, schon zu spüren. Einerseits der wissenschaftliche Ansatz, wobei Phänomene objektiv bei Mensch und Tier beobachtet werden, um deren biochemische und physiologische Zusammenhänge aufzudecken. 1895 veröffentliche Erwin Voit aus dem physiologischen Institut der tierärztlichen Hochschule München seine Publikation über „Die Bedeutung des Körperfettes für die Eiweißzersetzung des hungernden Tieres“ (20). Schon damals bewies er dabei die bremsende Wirkung des Fettgewebes auf die Eiweißkatabolie. Nach Tanner und seinem dokumentierten Selbstfasten wiederholten andere Wissenschaftler diese Beobachtung von langandauernden Fastenverläufen: Francis Benedict in Washington veröffentlichte einen akribischen Bericht des 31tägigen Fastens von Monsieur Levanzin „A study of prolonged fasting“ 1915 (21).

Parallel zu dieser Forschungsarbeit, die die ersten Grundlagen zum Verständnis der Fastenphysiologie darstellt, gab es auch andere ÄrztInnen. Diese sogenannten Fastenärzte und -ärztinnen gehörten mehr der Strömung der Naturheilverfahren, der Diätetik und der Lebensreformer an. Meistens hatten sie das Fasten am eigenen Leib erfahren, viele aus Krankheitsgründen wie Otto Buchinger. Die physiologische, spirituelle oder gar esoterische Dimension des Fastens ließen sie nicht außer acht. Besonders E. Heun (22) hat die Psychologie des Fastenerlebnisses herausgearbeitet.

In vielen Büchern beschrieben sie die Wirkungen des Fastens auf zahlreiche Krankheiten. Die Indikation Übergewicht war damals sekundär.
Erwähnenswert sind Otto Buchinger (23), F. X. Mayr (24), Werner Zabel, W. Zimmermann (25) und vorher schon Schroth sowie Herbert Shelton (26) in den USA. Sie eröffneten Sanatorien und nahmen stationäre Patienten auf. Das Fasten wurde durch „Hilfsmethoden“ flankiert: Bewegung, Darmreinigungsmaßnahmen, Naturheilverfahren. Typisch für Buchinger waren „Die heilende Seelenführung“ und das Rödern, typisch für F. X. Mayr die Bauchbehandlung und eine originelle Diagnostik des Verdauungsapparates, typisch für Schroth die Ganzpackung sowie seine „Trinkund Dursttherapie“. Diese Hilfsmethoden sollten das Fasten in seiner Wirkung unterstützen. Modern übersetzt, heißt dies ein „multidisziplinäres Konzept“.
Wiederum wurden diese Ärzte oft von der offiziellen Medizin nur am Rande beachtet oder sogar bekämpft.

Dialog zwischen „Schulmedizin“ und Naturheilverfahren
Der Dialog zwischen sogenannter Schulmedizin und Naturheilverfahren ist aber möglich: Dies bewiesen zwei Chefärzte einer Klinik für Innere Medizin am Rudolf-Heß-Krankenhaus in Dresden 1934. L. R. Grote (27) arbeitete im wesentlichen nach dem Therapiekonzept der Inneren Klinik damaliger Zeit. Alfred Brauchles (28) Schwergewicht lag bei der physikalisch-diätetischen Therapie. Er praktizierte das Fasten und schrieb darüber in seinen Büchern. Die beiden Chefärzte arbeiteten harmonisch zusammen und beeinflußten sich gegenseitig, so daß auch der Schulmediziner, allerdings nach mehreren Jahren, den therapeutischen Wert des Fastens anerkannte.

Perversion der Naturheilkunde durch das 3. Reich
Man kann an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, daß die Nationalsozialisten die Reformbewegung und die Naturheilverfahren unterstützten. Otto Buchinger wurde vom damaligen „Reichsärzteführer“ regelrecht aufgefordert, ein Buch über das Fasten zu schreiben, und so erschien sein Buch „Heilfasten“ 1935 (29). Dabei hat Buchinger nicht das geringste Zugeständnis an die herrschenden Anschauungen gemacht. Hitler war angeblich Vegetarier und trank keinen Alkohol: sein Regime propagierte Begriffe wie Volksgesundheit. Ein Grund für uns, nachzudenken über die Perversion des Begriffes Gesundheit als Machtinstrument, die zu massiver Abqualifizierung von Behinderten oder konstitutionell schwächeren Menschen führte: ein ganz anderer Ansatz als der der Naturheilmedizin, wo Gesundheit als Folge des Respekts vor der Natur und ihrer Gesetzmäßigkeit betrachtet wird. Dies mag erklären, daß ein gewisses Mißtrauen in der. Nachkriegsgeneration gegenüber „Gesundheitsaposteln“ oder Lebensreformern zu spüren war. Trotzdem stellt dieses Dresdner Modell ein „Musterbeispiel“ für den gelungenen Dialog zwischen Schulmedizin und Naturheilverfahren dar.

Die Fastenlandschaft von heute
Wie sieht aber die Fastenlandschaft von heute aus?  (Abb. 4) Zunächst bei den Wissenschaftlern: In den USA publizierte 1959 Bloom (30) zum ersten Mal seine Versuche, extrem adipöse Patienten einer Hungerkur zu unterziehen. Eine gewisse Begeisterung führte zu extrem langen Fastenverläufen (bis zu 249 Tagen!) bei sehr übergewichtigen Menschen (31).
Das Fasten, isoliert von seinen traditionellen Hilfsmethoden und lediglich zum Körperfettabbau, war geboren. Es hieß „Null-Kalorien-Diät“ (32).
Auch Universitätskliniken in Deutschland erforschten das Fasten weiter. Als erste zu erwähnen ist die Universität Ulm mit C. Pfeiffer, H. Ditschuneit und H. Wechsler, die die Grundlagen der Fastenphysiologie herausarbeiteten (33).
Die Patienten nahmen dabei relativ schnell ab ohne Hunger zu verspüren, aber diese Gewichtsreduktion hielt nicht lange an (34). Während der Nulldiät, die meist stationär im Krankenhaus, ohne Bewegung, Darmreinigung, Hilfsmethoden oder Berücksichtigung der psychisch-seelischen Wirkungen des Fastens durchgeführt wurde, wurden Symptome als Folge von Kreislauf- oder Stoffwechselstörungen nicht selten beobachtet.
Hinzu kam, daß die Krankenhaustagessätze für das Verfahren unangemessen hoch waren, was zu der Idee führte, die Nulldiät ambulant durchzuführen. Parallel dazu kamen vermehrt Studien, die negative Stickstoffbilanzen während des Fastens aufzeigten. Dieser Eiweißabbau wird oft von den traditionellen Fastenärzten als therapeutisch betrachtet (35). Es herrscht die Vorstellung, daß „pathologisches“ Eiweiß (36) katabolisiert wird. Ganz im Gegenteil dazu wurde aber von den „offiziellen“ Studien dieser Eiweißabbau als Hauptgefahr der Fastentherapie deklariert (37). Es müsse unbedingt substituiert werden ohne Rücksicht auf Fastenlänge, Ausgangslage und andere Indikationen, außer Adipositas.

 

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Abb. 4: Zwischen Tradition und Wissenschaft.
VLCD – Very low calorie diet
Das erlaubte der Industrie, das Fasten durch Eiweiß und Mikronährstoffe zu substituieren und in Pulverform als „Very low calorie dieC zu vermarkten. Dieses Formula-Fasten geriet aber langsam aus den Händen der Ärzte und wurde in Supermärkten und Apotheken frei verkauft.
Da geschah 1978 der „Liquid-proteindiet-scandal“ (38), in dem ca. 60 übergewichtige Menschen nach 2 oder mehreren Monaten ärztlich nicht supervisierten, eiweißsubstituierten Formula-Fastens starben. Lag das an der schlechten Qualität des Eiweißes? Lag das an dem Mangel der ärztlichen Betreuung oder an anderen unbekannten Faktoren? Jedenfalls ist dieser dramatische Zwischenfall verantwortlich für eine Panikwelle, die bis heute noch andauert. Alle Gegner des Fastens zitieren noch bis heute diese 25 Jahre alten Studien, die zu dieser Zeit den Zwischenfall untersuchten. Das Fasten geriet in Mißkredit, obwohl es sich dabei nicht um Fasten, sondern um qualitativ schlecht eiweißsubstituiertes VLCD handelte!

Die Eiweiß-Polemik
Heute wurden mit Hilfe der Industrie andere Formulas (39) zur Gewichtsreduktion entwickelt, mit denen ein gewisser Grad an Sicherheit erreicht ist. Die Eiweiß-Polemik ist noch nicht beendet. Einige Fastenärzte machen die „Eiweiß-Verschlackung“ für alle Übel verantwortlich und meinen, lediglich „Schlackeneiweiß“ werde im Fasten katabolisiert. Diese Meinung ist heute nicht mehr vertretbar, wohl aber die Hypothese, daß bei der allgemeinen Eiweißkatabolie pathologische oder veränderte Eiweißstrukturen mit abgebaut werden könnten. Kein Zweifel existiert mehr über die Tatsache, daß die Haupteiweißreserve langfristig die Muskulatur darstellt (40). Dies bedeutet aber keinerlei Verlust an Muskelleistungsfähigkeit, ganz im Gegenteil (41).
Andererseits scheint die panische Angst vor dem Eiweißabbau im Fasten von seiten der Adipositasforscher genauso übertrieben zu sein: Tiere und Menschen fasten seit eh und je notgedrungen ohne Eiweiß; und die Fastenkliniken wie Buchinger, Mayr o. ä. wissen schon, daß bei einer Fastendauer unter vier Wochen mit ärztlicher Betreuung die vielgefürchteten Gefahren nicht eintreten. Außerdem werden in der Aufbauzeit nach dem Fasten die Stickstoffbilanzen schlagartig positiv (42). Das bedeutet, daß die Proteinsynthesen massiv angeregt werden und das Funktionseiweiß, das für den essenden Körper notwendig ist, wieder aufgebaut wird. Darüber hinaus könnte diese Situation zur positiven „Erneuerung des Eiweißpools“ führen.

Heutige Fastentherapie
Die modernen Fastenärzte und Fastenärztinnen praktizieren nach wie vor das Heilfasten. Meistens wird durch naturbelassene Nahrungsmittel unter 500 kcal substituiert. Die modern gewordenen Hilfsmethoden sind körperliches Training, Physiotherapie, Psychotherapie, Naturheilverfahren, Diätschulung und Nachsorgeprogramm (Abb. 5). Eigentlich ist dieses Fastenkonzept sowohl in die Ernährungsmedizin als auch in die Naturheilkunde einzuordnen. Auf Impuls einiger Fastenärzte (43) und -ärztinnen kam eine große, neue Bewegung in Gang: Man fastet heute wieder in der Kirche (44), im Urlaub (45), im Alltag und auch im Rahmen von Wandertouren (46). Wie damals existieren heute Fastenleiter, die zwar keine Mediziner sind, aber kurze Perioden eines Fastens für Gesunde leiten.
Abschließend möchte ich noch einmal die Komplementarität aller Fastenvarianten hervorheben. Den Wissenschaftlern verdanken wir die physiologischen und biochemischen Grundlagen des Fastens und das Bestreben einer Evaluierung der Fastentherapie… , aber auch leider das Dogma der Eiweißsubstitution!
Den Fastenärzten und -ärztinnen ist die Entwicklung eines ganzheitlichen Verfahrens zuzuschreiben, das für die Prävention und Therapie, ganz besonders der heutigen Wohlstandskrankheiten, eine große Rolle spielt. Der Dialog zwischen den verschiedenen Fastenschulen, Gruppen, die das spirituelle Fasten üben, und den heutigen Wissenschaftlern erscheint uns unentbehrlich und vielversprechend.

Traditionell: Aktuell:
* Bewegung
* Rödern/Homöopathie
* heilende Seelenführung
* Sonne – Luft Licht
* Dunstwickel (Schroth)
* Bauchbehandlung
* Mayr-Diagnostik

 

* Bewegungstherapie
* Physiotherapie
* Psychotherapie
* Naturheilverfahren
* Fastenzusätze
* Orientierung zur Spiritualität

Abb. 5: Das Fasten und seine „Hilfsmethoden

 

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Literatur auf Anfrage beim Verfasser.

Anschrift Verfasser:
Dr. med. Françoise Wilhelmi de Toledo
Klinik Buchinger Wilhelmi am Bodensee
Wilhelm-Beck-Str. 27, D-88662 Überlingen

Beitrag aus:
Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren, Physikalische Medizin und Rehabilitation
Organ des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren e. V.
Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH, 29501 Uelzen
35. Jahrgang, Heft Nr. 4/94, Seite 250-258

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