2021 – 54. ÄGHE-Fortbildungstagung in Marienkron
Vergangene Veranstaltungen
54. ÄGHE-Fortbildungstagung in Frauenkirchen/ Burgenland
in Kooperation mit dem Kurhaus Marienkron – Zentrum für Darm & Gesundheit, Gastgeber Kurärztliche Leiterin Dr. Ulrike Göschl
www.marienkron.at
Hinweis Tagungsort: Die Tagung findet in der St. Martins Therme, Im Seewinkel 1 in A-7132 Frauenkirchen statt. (ca. 8 Autominuten von Marienkron entfernt).
Anfahrtsbeschreibung: www.stmartins.at/de/service-lage-und-anreise-therme-burgenland.html
Hinweis Covid-19: Die Tagung wird parallel auch online übertragen. Per Chat können Fragen gestellt werden. Der Wechsel auf online-Teilnahme ist problemlos möglich. Hinweis Präsenzteilnahme Str. Martins Therme: stmartins.at/de/getestet-genesen-geimpft.html
- Gesundes Altern
- Regeneration und Autophagie
- Medikamente, Diät und Mikrobiom
- Ambulante Ernährungs- und Fastentherapie
- Fallbeispiele Fastentherapie: Schwerpunkt Post-Covid-Syndrom
- Spiritueller Impuls
– PROGRAMMENTWURF –
ÄGHE-TAGUNGSFLYER als PDF
SAMSTAG, 19. JUNI
09.45 Eintreffen der Teilnehmer / Online Einchecken
10.15 Begrüßung und Grußworte – Dr. E. Lischka und Dr. U. Göschl
10.25 Vorstellung 50 Jahre Kurtradition das Kurhaus Marienkron – G. Farnleitner und E. Müller
10.40 Das Therapiekonzept im Kurhaus Marienkron – Dr. U. Göschl
11.00 Der Jungzelleneffekt: Über Intervallfasten, Autophagie und Fastenmimetika – Dr. S. Stekovic
11.45 Kaffeepause
12.00 Alterspräventive Strategien – Prof. J. Huber
12.45 Pause mit Mittagessen
13.45 Ein spiritueller Impuls von und mit Prof. DDr. Michael Lehofer
14.15 Einfluss von Medikamenten und Diät auf das Mikrobiom – Prof. V. Stadlbauer-Köllner (Video)
15.00 Kaffeepause
15.30 Ernährung und Fasten als Therapie: 25 Jahre Praxiserfahrung einer Ernährungswissenschaftlerin – G. Göbel
16.00 Fallbeispiele zur Fastentherapie: Schwerpunkt Post-Covid-Syndrom – Dr. E. Lischka, Dr. U. Göschl, G. Göbel u.a.
16.45 Gemeinsame Diskussion
ca. 17.15 Tagungsende
17.30 – 18.15 Möglichkeit einer Kurhausführung / Rundgang im Kurhaus Marienkron
Ab 19.30 Geselliger Abend – vegetarisches Büffet im Weingut Umathum, Frauenkirchen (Selbstzahler Preis pP € 45,-, exkl. Getränke, Anmeldung erforderlich bis spät. 13. Juni: https://aerztegesellschaft-heilfasten.de/formular/
Zertifizierung
Voraussichtlich bei der Ärztekammer mit 6 Punkten
Referenten
- Gabriele Göbel | Dipl. oec. troph., Praxis für ganzheitliche Ernährungstherapie, Borken
- Dr. med. Ulrike Göschl | FÄ für Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilitation, Allgemeinmedizin, Kurärztliche Leiterin Kurhaus Marienkron, Mönchhof
- Prof. Dr.Dr. med. Johannes Huber | Arzt und Theologe, Abt. Gynäkologische Endokrinologie Universitätsklinikum AKH-Wien
- Prof. DDr. Michael Lehofer | Ärztlicher Direktor des LKH Graz II und Leiter der Abt. f. Psychiatrie und Psychotherapie, Graz | michaellehofer.at
- Dr. med. Eva Lischka | 1. Vorsitzende der ÄGHE, Klinik Buchinger-Wilhelmi, Überlingen
- Assoz. Prof. Dr. med. Vanessa Stadlbauer-Köllner | FÄ für Innere Medizin, Leiterin der Forschungseinheit Transplantation Research am LKH-Universitätsklinikum Graz
- Dr. Slaven Stekovic, MBA | Molekularbiologe und Mitglied der AG Prof.Dr. Frank Madeo, Zentrum für Molekulare Biowissenschaften, Graz
Tagungsgebühren inkl. Tagungsverpflegung bzw. Online-Technik-Pauschale
- € 50,- für ÄGHE-Mitglieder
- € 75,- für Ermäßigt/Studenten
- € 90,- für Nicht-Mitglieder
- Die Tagungsgebühr ist auf eine Mitgliedschaft anrechenbar.
Aufgrund neuer Hygieneregeln gibt es keine Tageskasse. Es können keine Barbeträge angenommen werden. Eine Teilnahme Präsenz/Online ist nur möglich, wenn die Tagungsgebühr vor Tagungsbeginn eingegangen ist. - Bankverbindung: Sparkasse Bodensee
- BLZ 69050001 – Kto-Nr 1024520
- IBAN: DE50 6905 0001 0001 024520 – BIC: SOLADES1KNZ
- Stichwort „Marienkron 2021“
Unterkünfte / Angebote
Im Kurhaus Marienkron steht ein begrenztes Zimmerkontingent bereit. Bitte Buchungscode „ÄGHE_6.21“ angeben. Preise p.P. inkl. Frühstück:
- EZ ab € 105,-
- DZ ab € 125,-
- Zimmer-Reservierung über: info@marienkron.at oder Telefon: +43 (0)2173/80205-0
(Spezielle Angebote: „Schnuppertage von Mittwoch bis Sonntag“ – 4 Nächte inkl. Bewegung, Meditation, 1 Guss und eine Teil-Massage. „Fasten mit Genuss“ – 7 Tage Fasten in Marienkron www.marienkron.at/fasten-aeghe )
Auf alle Preise gilt ein Rabatt von -20% für Teilnehmer am Kongress. Als Buchungscode bitte „ÄGHE_6.21“ angeben.
TAGUNGSBERICHT
von Dr.med. Rainer Stange
Die 54. Fortbildungstagung der Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung fand am 19. Juni 2021 in Frauenkirchen im Burgenland/Österreich in unmittelbarer Nähe zum Kurhaus Marienkron in Mönchhof statt.
Die Veranstaltung wurde erneut wie schon die 53. im November 2020 in Berlin als Hybrid durchgeführt. Allerdings waren die räumlichen Möglichkeiten und das Teilnehmerinteresse diesmal so, dass die Verhältnisse nahezu exakt umgekehrt wurden. Das Hauptgewicht lag bei den Anwesenden (70 Personen) im Vergleich zu den per zoom zugeschalteten (50 Personen), womit auch diese Konferenz eine der teilnehmerstärksten Fortbildungstagungen in der ÄGHE-Geschichte ist. Davon profitierten u.a. die Diskussionen. Aufgrund der unerwartet großen Nachfrage nach persönlicher Teilnahme musste die Tagung sogar sehr kurzfristig in ein nahegelegenes Tagungszentrum verlegt werden.
Dr. med. Eva Lischka, 1. Vorsitzende der ÄGHE, Klinik Buchinger-Wilhelmi, Überlingen, eröffnete die Tagung im Namen der jetzt 252 Mitglieder, deren Tendenz noch steigt, und bedankte sich für die jederzeit spürbare Gastfreundschaft aller Mitarbeiter des Kurhaus Marienkron und dankte für die in üblicher einer ÄGHE-Tagung weitestgehende Zusammenstellung das Programms.
Dr. med. Ulrike Göschl, FÄ für Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilitation, Allgemeinmedizin, Kurärztliche Leiterin des Kurhaus Marienkron begrüßte als Gastgeberin.
Als Geschäftsführung erläuterten Gunther Farnleitner und Elke Müller die über 50 Jahre Kneippkurtradition in Marienkron. Dies liegt östlich des Neusiedler See, nahe der ungarischen Grenze und etwa 45 km südlich der slowakischen Metropole und Hauptstadt Bratislava.
Die lange Geschichte des Standortes führt auf ein Zisterzienser-Kloster zurück, das immer schon einen Gesundheitsauftrag beanspruchte und daraus 1969 ein Kneipp-Kurhaus entwickelte. Hier wurde schon seit vielen Jahren auch gefastet, die ärztlichen Leitungen sind schon lange in der ÄGHE vertreten und hatten nach Marienkron eingeladen. 2015 erfolgten Änderungen in den Besitzerstrukturen aus vier Ordenshäusern, eines männlich, eines weiblich, zwei gemischt. Nach umfangreichen Abriss- und Neubaumaßnahmen eröffnete die Klinik dann 2019 mit ihrem jetzigen Konzept (s.u.). Ungeachtet dieser gewaltigen Änderungen leitet dieselbe sehr geschätzte Ordensschwester seit 50 Jahren die eigentliche Kneipp-Hydrotherapie-Abteilung, in einem weltlichen Betrieb unvorstellbar.
Das Haus hat 67 Zimmer mit 92 Betten, 5 Ärzte und mehrere Personen mit diätetisch-ernährungswissenschaftlichen Qualifikationen, die zusammen mit einer hochqualifizierten und – wie alle beherbergten Teilnehmer persönlich erfahren konnten – Topp-Küche inhaltlich das Angebot bestimmen. Eine Ambulanz in Wien, geplant auch in Graz erleichtern Vor- und Nachbehandlungen. Partner gestalten die Mikrobiologische Diagnostik und Therapie, die Phytotherapie auch mit Aromatherapie, die Trainingstherapie. Naturkosmetik, probiotische Reinigungsmittel im ganzen Haus sowie ein Hersteller eines Spermidin-Präparates sind weitere Elemente eines für solche Kliniken typische Mixes aus medizinisch-therapeutischen wie eher an Wellness/Präventivmedizin orientierten Angebotes.
Frau Müller stellte ein ‘neues Bauchgefühl’ ins Zentrum der Therapieziele. Eine à la minute-Küche in Abstimmung mit Ärzten und Diätologie, ‘front-cooking’, individuell zusammenstellbare Buffetkomponenten, Kräuter und Gewürze lassen auf alle individuellen Ernährungsbedürfnisse eingehen. Ein Aufenthalt in Marienkorn soll für die Kurpatienten immer auch ein Genuss sein. Es gibt Kurpakete von 7 – 21 Tage.
Frau Kollegin Göschl erläuterte die zahlreichen diätetischen Therapieelemente: vielen hat man einleuchtende neue bildliche Darstellungen. Vorinformationen erhalten die Patienten bereits zu Hause. Individuell festgelegte Kostformen werden ärztlich bezüglich Verträglichkeit, Erfolg usw. begleitet, ein Stück Eigenverantwortung bleibt aber beim Patienten. Im Speisesaal gibt es z.B. ein ‘Fasteninsel’ mit Gewürzen, Kräutern, Leinöl usw., eine weitere Insel für den Darm mit Brottrunk, Buttermilch, Leinsamenwasser. Hauptspeisen sind in Schautellern dargestellt, freitags ist für die meisten Patienten Fisch und sonntags Fleisch möglich. Das über viele Jahre entwickelte Fastenkonzept des Hauses mag auf den Kenner deutscher Fastenkliniken zunächst etwas eklektizistisch wirken, wurzelt es doch in stufenweiser Ableitung aus einer etwa 50% Reduktionskost. Eine an Hildegard von Bingen orientierte Dinkelversion mit Suppen, Kautraining im Sinne von F.X. Mayr, Buchingerfasten, „Basenfasten“, dinner cancelling oder Intervallfasten mit 2 oder3 täglichen Mahlzeiten angeboten.
Drei Fastenformen sind fest konzipiert: Gemüsefasten 550 kcal aus Getreidebrei, Kartoffeln, Obstmus und Bratapfel. Der Suppenfaster erhält 400 kcal aus u.a. Getreidebrei und einem an F.X. Mayr orientierten ‘Fastenweckerl’, das klassische Buchinger-Saftfasten umfasst max. 250 kcal aus zwei Obst- und Gemüsesäften sowie Gemüsebrühe. Einläufe? Bittersalz am Anfang sei nicht zwingend, von Glaubersalz wurde gar nicht gesprochen, Einläufe hätten keinen großen Stellenwert.
Heilfasten wird ab 10 Tage Aufenthalt angeboten mit einer ganzen Palette von Basis- und Zusatzleistungen, z.B. Beweglichkeitsförderung, Bauchtherapie nach F.X. Mayr, Einzelcoaching, Kneippgüsse, Entspannungsmassagen. Der Chefkoch hat die notwendige Schließung 2020/21 zur Weiterbildung in Kräuter- und Knospenpädagogik genutzt.
In der Physikalischen Therapie dominieren Massagen, Elektro- und Ultraschall-Therapie, Bewegung Wassergymnastik, Core- und Faszientraining, in der Ordnungstherapie, Iyengar Yoga in Gruppen, Walken, Meditation und Entspannung sowie Spirituelle Angebote des Klosters.
Ein grundlegendes Credo lautet ‘weniger ist oft mehr, aber immer den Menschen in seiner Ganzheit ansprechen’. Diese Leistungen werden auch in Paketen zusammengefasst für Patienten mit chronischem Schmerz, Stoffwechsel- oder Stressproblemen. Auch für untergewichtige Patienten gibt es spezielle Angebote. Eine 6monatige ambulante Nachbetreuung wird angestrebt, vorerst gibt es nur in Wien eine Ambulanz der Klinik, Klagenfurt und weitere Städte werden folgen.
Vorträge der eingeladenen Referenten:
Dr.rer.nat. Slaven Stekovic, MBA, u.a. Molekularbiologe an der Uni Graz und Mitglied der Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Frank Madeo am Zentrum für Molekulare Biowissenschaften, Graz, referierte über ‘ Der Jungzelleneffekt über Intervallfasten, Autophagie und Fastenmimetika’. Früher sei man davon ausgegangen, dass die Lebenserwartung zu 25% durch Genetik und zu 75% vom Lebensstil bedingt sei, heute eher nur zu 4 bis 10% durch Genetik. Haben Zellen einen Lebensstil? Ja, man kann ihr Umgebungsmilieu wie Temperatur, Licht oder Nährstoffe messen und darauf reagieren. Die Fragestellungen, für die einige jüngere Nobelpreise wie 2017 für Physiologie oder Medizin Hall, Robash und Young für die zellulären circadiane Uhren oder 2016 an Yoshinori Ohsumi für Autophagie zeigten diese Bedeutung auf.
Studien beim Menschen für dieses Phänomen seien bislang leider nicht robust. Dagegen zeigten zahlreiche Studien mit Mäusen Vorteile der zeitlichen Konzentration der Nahrungsaufnahme (‘Intervallfasten’): Mäuse, die sich entweder zeitlich kontinuierlich ad libitum ernähren konnten oder dieselbe Energie nur in ihrer nachtaktiven Zeit über 12h erhielten, wiesen weniger Adipositas, Hyperinsulinämie, Fettleber oder systemische Entzündung auf, dagegen verbesserte motorische Koordination [1]. Ferner inhibiere intermittierendes Fasten bei Mäusen TNF-alpha, IGF-1 werde gesenkt ebenso wie SERPINA1, ein Marker für Entzündung im Darm.
Neue Erkenntnisse beim Menschen wurden z.B. durch Analysen des Mikrobioms beim Ramadan Fasten über 30 Tage gewonnen. Buttersäureproduzenten wie Lachnospiraceae vermehrten sich hier stark, was als ‘Remodeling’ des Mikrobions interpretiert wurde [2].
In einer eigenen Studie praktizierten gesunde Probanden das sog. alternate day fasting mit 28-37 % kalorischer Restriktion. Zahlreiche Serummarker wiesen Änderungen auf: Anstiege von Ketonkörpern, PUFA, aber auch Arachidonsäure, während das LDL-Protein abnahm, ebenso wie Trijodthyronin und viscerales Fett. Stekovic schließt, dass selbst bei diesen gesunden, jungen Probanden eine Verbesserung von Langzeitmarkern der Herzgesundheit nachweisbar war. Allerdings waren 20- 30% des Gewichtsverlustes Muskelmasse. Die Probanden wurden nicht bezüglich vermehrter Bewegung beraten.
Prof. Dr.Dr. med. Johannes Huber, Arzt und Theologe, Abt. Gynäkologische Endokrinologie, Universitätsklinikum AKH-Wien, sprach über ‘Alterspräventive Strategien – das Mysterium der weiblichen Physiologie’. Frauen bräuchten u.a. ein anders Immunsystem und eine andere Herzleistung als Männer, um Placenta, Fötus, bzw. Neugeborenes mit zu schützen und zu versorgen. Ihr Stoffwechsel müsse sich während einer Schwangerschaft und 3 Monate Stillzeit auf 140.000 zusätzlich aufzunehmende und zielgerecht zu verarbeitende Kilokalorien adaptieren. Für all diese Leistungen sei das X-Chromosom mit 2.000 Genen ausgestattet, das Y dagegen nur mit 86, während die Mehrzahl der X-chromosomalen Gene beim Mann desaktiviert seien. Die Frau weise auch eine spezielle Form der Autophagie auf, die u.a. den Eisprung steuere. Auch die Menstruation sei Folge der Autophagie.
Danach brachte Huber zahlreiche Beispiele, wie Östrogene wichtige biologische Leistungen bis hin zu Hirnfunktionen steuerten. In der Langzeitbeobachtung großer postmenopausaler Hormonstudien hätten die Patientinnen mit Östrogenen zwar mehr Krebserkrankungen erfahren aber eine höhere Lebenserwartung als die mit Placebo. Diese Aussage erfolgte allerdings ohne Beleg.
Kognitive Funktionen ließen sich aber auch durch ‘time restricted feeding’ oder eine ‘fasting mimicking diet‘ erhalten, bzw. verbessern. Italiener, die über einen langen Zeitraum spontan ihre Nahrungsaufnahme auf eine Periode von maximal 8 h am Tag beschränken, bewahren ihre kognitiven Funktionen länger als Vergleichspersonen mit mehr als 8 h [4].
Huber beendete seine Ausführungen mit neuen Erkenntnissen zu Mikro-RNA, die zu 95% nicht zu DNA translatiert werde und so als genetisches ‘Geheimarchiv’ eine Fülle von Reservegenen in sich berge wie etwa für Wundheilung. Kalorische Restriktion induziere einen ‘Tsunami’ in der Mikro-RNA. Was könnten Eltern tun, um ihr Kind mit optimalen Eigenschaften für ein langes Leben auszustatten? Ein schlankes Kind auf einer Berghütte austragen mit viel kalter Luft und wenig Konflikten in der Schwangerschaft!
Prof. Dr.Dr. Michael Lehofer, Ärztlicher Direktor des LKH Graz II und Leiter der Abt. f. Psychiatrie und Psychotherapie, Graz gab der Tagung mit einem freien Vortrag einen spirituellen Impuls. Seine Definition des Spirituellen: ‘Die Anerkennung des Zauberhaften im Leben’. Unmittelbare Wahrnehmung sei Sinn des Lebens, nicht nur Selbstvergessenheit, Verzicht kein Selbstzweck, sondern helfe uns, leidenschaftlicher und intensiver zu leben. Beim Nahrungsfasten mache man sich selber zum körperlichen Objekt. Jeder Verzicht müsse aus einer tiefen liebevollen Beziehung zu sich selbst entstammen. Sei das nicht gegeben, warne er vor Fasten. Er glaubt nicht, dass sich schwere Depressionen mit Fasten heilen ließen.
Assoz. Prof. Dr. Vanessa Stadlbauer-Köllner, FÄ für Innere Medizin, Universitätsklinikum Graz, Abt. F. Hepatologie und Gast berichtete per Video über ‘Einfluss von Medikamenten und Diät auf das Mikrobiom’. Aktuell sei es weiterhin schwierig, Normwerte für das menschliche Mikrobiom anzugeben. Westliche Ernährung, Alkoholkonsum, Gebrauch von Antibiotika und Protonenpumpenhemmern führe zu seiner Artenverarmung, was Barrierestörungen zur Folge haben könne. Der sog. Enterotyp sei sehr deutlich mit der Langzeit-Ernährung assoziiert, einzelne Anteile wie Bacteroides reagierten aber innerhalb von 48h auf Ernährungs-Änderungen. Eine Gewichtsabnahme könne zur Verbesserung einer Dysbiose führen. Intervallfasten führe zu mehr verfügbaren SCFA und bewirke eine günstige Regulation der Genexpression im Fettgewebe. Auch die autologe Stuhltransplantation erleichtere die Gewichtsabnahme.
In einer großen Kohorte aus den Niederlanden wurden mögliche Effekte der Langzeit-Einnahme bestimmter Medikamente auf das Mikrobiom untersucht. Deutliche Effekte ergaben sich für Protonenpumpenhemmer (PPI) und Statine, erst dann folgten Antibiotika und Abführmittel.
Es gäbe Wechselwirkungen zwischen Mikroorganismen und Pharmaka, die die pharmazeutische Industrie bislang kaum interessierten. 25% von 1000 untersuchten gängigen Substanzen, denen man keinerlei antibiotische Eigenschaften zutraute, hätten Einfluss auf mindestens 40 gewöhnliche Darmbakterien. Irinotecan etwa rufe bei einem von vier Behandelten schwere Diarrhoe hervor, Metformin dagegen könne Butyrat- und Propion-produzierende Bakterien unterstützen.
PPI führten zu einer Oralisierung des Darmmikrobioms, d.h. Angleichung in Richtung auf die ursprünglich sehr differente Mundflora, mit Verlust etwa der Kolonisationsresistenz, ähnlich wie einige Antipsychotika oder NSAR. In einer eigenen Arbeit habe sie nachgewiesen, dass neben dem Stadium einer Leberzirrhose, Alter, Ernährung vor allem eine PPI-Einnahme Einflüsse auf Darmmikrobiom und Inflammationsgrad hätten [5]. Künstliche Süßstoffe hätten z.T. ungünstigere Auswirkungen auf das Mikrobiom als Zucker selbst. Zu Pestiziden gebe es kaum Erkenntnisse, zu Mikroplastik plane sie eine Studie.
Gabriele Göbel, Dipl.oec.troph., Praxis für ganzheitliche Ernährungstherapie, Borken (Hessen), stellte ihr Konzept sowie einige Fälle aus ihrer Praxis vor. Eigene Betroffenheit ab dem 7. LJ. mit schlecht abklingenden chronischen Entzündungsprozessen und zahlreichen Klinikaufenthalten hätten Kindheit und Jugend geprägt. Mehr oder weniger per Zufall landete sie als junge Erwachsene im Kloster Wülfinghausen, wo ihr mit Ernährungsumstellung geholfen werden konnte. Nach ihrem so motivierten Studium arbeitete sie mit einer Praxis für gesunde Ernährung im Betrieb, dann drei Jahre in der Rheumaklinik Bad Wildungen, u.a. mit Aufbau eines Bereichs Ernährung und Fasten, seit 21 Jahren ist sie selbständig. Ihr Konzept ist kurzbeschrieben mit AGG: Aktive ganzheitliche Gesundheit. Bei jedem Patienten führt sie eine Ernährungsanamnese nach Lützner durch sowie einen Urin-Status. Bei einer gezielten Ernährungsumstellung komme es v.a. darauf an, Problemstoffe zu erkennen. Ein ‘Darmaufbau’ nach Axt-Gadermann ist ebenfalls fester Bestandteil. 80% zu 20% basen- zu säurenbildender Ernährung sei das Ziel, das durch Basenfuß- und Vollbäder unterstützt werde, ebenso wie durch moderate Bewegung ohne Überanstrengung. Buchinger-Heilfasten oder Basenfasten begleite sie über 3-5 Wochen.
Sie stellte eine Patientin live vor: die 37 Jahre alte Krankenschwester litt an Typ1-Diabetes, MS, Hashimoto-Thyreoiditis, Depressionen und Panikattacken. Im Mai 2018 hatte sie zum ersten Mal ambulant gefastet, dabei Erbrechen, Übelkeit, niedrigen Blutdruck und Schmerzen im Nierenlager verspürt. Dennoch betrachtete sie die Fastentherapie als Erfolg. Heute benötige sie nur noch Insulin als Medikament und fühle sich glücklich. Zwischenzeitlich habe sie aufgrund eines Lymphödem 18 kg Gewicht zugenommen.
Eva Lischka (s.o.) stellte wie gewohnt Fälle aus der jüngeren Vergangenheit der Klinik Buchinger-Wilhelmi, Überlingen vor, aktuell vier zum Post- oder Long-Covid-Syndrom: eine 44-jährige Patientin klagte fünf Monate post infectionem v.a. über eine persistierende Anomie. Sie habe acht Tage gefastet und danach sofort eine vollständige Rückerlangung der Riechfähigkeit erfahren. Eine 61-jährige Apothekerin litt 7 Monate post infectionem unter wiederkehrenden biparietalen Kopfschmerzen sowie aphasischen Beschwerden. Nach 14 Tage Fasten hätte sie keine Wortfindungsstörungen mehr verspürt, ihre Energie sei gebessert, zu Beurteilung der Kopfschmerzen sei sie Nachbeobachtung bislang zu kurz. Eine 56-jährige Patientin habe sechs Monate post infectionem noch erhebliche Gehprobleme mit Störungen des Gleichgewichts, Schwindelattacken, Par-/Hypästhesien der rechten Körperhälfte, Übelkeit Appetitverlust, reduziertem Geschmackssinn. Sie sei teilweise rollstuhlpflichtig gewesen. Am 13. Fastentag habe sich zunächst der Geschmackssinn wiederhergestellt, dann erfolgte auch eine deutliche Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit mit zuletzt 10.000/d Schritten, die Schwächeattacken hätten sich bezüglich Häufigkeit und Intensität gebessert, eine eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit sei geblieben. Eine 70-jährige Patientin litt 16 Monate post infectionem noch unter Geschmacks- und Geruchsverlust. Sie führte ein 17-tägiges Buchinger-Fasten durch. Am 7. Fastentag habe sie zum ersten Mal wieder kurzzeitig ein Geruchserlebnis wahrgenommen, danach immer häufiger, zuletzt über etwa 7 bis 8 Minuten.
Frau Lischkas vorsichtige Schlussfolgerungen waren, dass offenbar neurologische Anteile des Post-Covid-Syndroms auf eine Fastenbehandlung ansprechen können. Man solle hier durchaus Mut zu längeren Fastenzeiten haben und auf die Besserung von einzelnen Symptomen achten.
Ulrike Göschl (s.o.) stellte eine 58-jährige Patientin vor, die elfmal im Kurhaus Marienkron wegen Polyarthrosen jeweils 7 d gefastet hatte. In den ersten Jahren konnte eine dauerhafte Gewichts-Reduktion um 15 kg eingeleitet werden sowie eine deutliche Reduktion des Süßigkeiten-Konsums.
Inzwischen habe sie am rechten Knie sowie beiden Hüften TEP. Ab Anfang 2021 führte sie dann eine konsequente Zuckerentwöhnung durch, Gewicht, Gelenke allgemeines Wohlbefinden seien besser, der RR normalisiert. Die Empfehlung lautete für die alltäglich Ernährung ein 16:8-Schema, ferner Schalttage und Krafttraining.
LITERATUR
[1] Hatori M, Vollmers C, Zarrinpar A, DiTacchio L, Bushong EA, Gill S, Leblanc M, Chaix A, Joens M, Fitzpatrick JA, Ellisman MH, Panda S. Time-restricted feeding without reducing caloric intake prevents metabolic diseases in mice fed a high-fat diet. Cell Metab. 2012 Jun 6;15(6):848-60. doi: 10.1016/j.cmet.2012.04.019. Epub 2012 May 17. PMID: 22608008; PMCID: PMC3491655.
[2] Su J, Wang Y, Zhang X, Ma M, Xie Z, Pan Q, Ma Z, Peppelenbosch MP. Remodeling of the gut microbiome during Ramadan-associated intermittent fasting. Am J Clin Nutr. 2021 May 8;113(5):1332-1342. doi: 10.1093/ajcn/nqaa388. PMID: 33842951; PMCID: PMC8106760.
{3] Stekovic S, Hofer SJ, Tripolt N, Aon MA, Royer P, Pein L, Stadler JT, Pendl T, Prietl B, Url J, Schroeder S, Tadic J, Eisenberg T, Magnes C, Stumpe M, Zuegner E, Bordag N, Riedl R, Schmidt A, Kolesnik E, Verheyen N, Springer A, Madl T, Sinner F, de Cabo R, Kroemer G, Obermayer-Pietsch B, Dengjel J, Sourij H, Pieber TR, Madeo F. Alternate Day Fasting Improves Physiological and Molecular Markers of Aging in Healthy, Non-obese Humans. Cell Metab. 2019 Sep 3;30(3):462-476.e6. doi: 10.1016/j.cmet.2019.07.016. Epub 2019 Aug 27. Erratum in: Cell Metab. 2020 Apr 7;31(4):878-881. PMID: 31471173
[4] David LA, Maurice CF, Carmody RN, Gootenberg DB, Button JE, Wolfe BE, Ling AV, Devlin AS, Varma Y, Fischbach MA, Biddinger SB, Dutton RJ, Turnbaugh PJ. Diet rapidly and reproducibly alters the human gut microbiome. Nature. 2014 Jan 23;505(7484):559-63. doi: 10.1038/nature12820. Epub 2013 Dec 11. PMID: 24336217; PMCID: PMC3957428.
[5] Stadlbauer V, Komarova I, Klymiuk I, Durdevic M, Reisinger A, Blesl A, Rainer F, Horvath A. Disease severity and proton pump inhibitor use impact strongest on faecal microbiome composition in liver cirrhosis. Liver Int. 2020 Apr;40(4):866-877. doi: 10.1111/liv.14382. Epub 2020 Jan 24. PMID: 31943691; PMCID: PMC7187411.