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Einladung zur

52. FORTBILDUNGSTAGUNG

Samstag/Sonntag, 23./24. November 2019
Privatklinik Schloss Warnsdorf (Lübecker Bucht)

  • Bericht vom 18. Internationalen Kongress der ÄGHE in Überlingen
  • Termine 2019/2020
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Liebes Mitglied der ÄGHE,
lieber Freund der Fastentherapie,
ganz herzlich darf ich Sie zu unserer 52. Fortbildung am Samstag und Sonntag, den 23. und 24. November 2019 in der Privatklinik Schloss Warnsdorf einladen.

Wir dürfen in einem sehr schönen und traditionsreichen Haus mit 60-jähriger Fastentradition tagen. Hier wartet ein spannendes und breitgefächertes Programm auf Sie:
Die Themen Fasten und Psychologie mit Prof. Stefan Brunnhuber und aktuelle Forschungsergebnisse zu Placebo und Nocebo mit Prof. Karin Meißner. Auch Wissenswertes zu Intervallfasten und Chronobiologie und Ernährungsforschung bei MS können uns in der Praxis wertvolle Impulse geben. Interessant sind auch die Ausführungen zur MS-Diagnose und Therapie im Ayurveda (über den Tellerrand hinaus). Und wir dürfen Informationen aus erster Hand über die neu eingerichtete Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde in Bamberg unter der Leitung von Prof. Jost Langhorst erfahren.
Der intensive Erfahrungsaustausch ist uns wichtig. Hierzu führen wir Fallbeispiele in die Diskussion. Es würde uns freuen, wenn auch Sie über interessante Fastenverläufe berichten könnten. Pro Fall können 5-10 Minuten eingeplant werden. Bitte teilen Sie mir mit, ob Sie einen Beitrag leisten möchten.
Zum weiteren Gedankenaustausch ist ein geselliges Abendessen mit Musik geplant!

Wir freuen uns auf ein herzliches Wiedersehen und einen kollegialen Erfahrungsaustausch!

Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Eva Lischka
1. Vorsitzende ÄGHE, Im Namen des Vorstandes
Start-Flyer
Leitende Ärztin Dr.med. Renate Schleker
Schlossstraße 10
23626 Ratekau – OT Warnsdorf
www.schloss-warnsdorf.de
  • 60 Jahre Heilfasten in Warnsdorf
  • Fasten und Psychologie
  • Aktuelle Placebo-Nocebo-Forschung
  • Intervallfasten und Chronobiologie
  • Ayurveda und Multiple Sklerose
  • NAMS-Studie: Ernährung bei MS
  • Klinische Naturheilkunde in Bamberg
  • Fallbeispiele Fastentherapie
ÄGHE-TAGUNGSFLYER als PDF
Wiss. verantwortlich: Dr. med. Eva Lischka, 1. Vorsitzende der ÄGHE
Zertifizierung mit 10 Punkten bei der Ärztekammer
  • SAMSTAG
10.00 Eintreffen der Teilnehmer
10.15 Begrüßung und Grußworte – Eva Lischka – Heike Mohr
10.25 60 Jahre Heilfastentradition: Privatklinik Schloss Warnsdorf – Heike Mohr -– Philipp Lennartz
10.45 Das Therapiekonzept im Schloss Warnsdorf – Renate Schleker
11.15 Kaffeepause
11.45 Wie beeinflussen Erwartungen auf Heilung oder Schaden das Outcome: Neue Erkenntnisse aus der Placebo-Nocebo-Forschung – Karin Meißner
12.30 Mittagspause mit Verpflegung
13.45 Klinikführung / Rundgang
14.30 Fallbeispiele – mit Eva Lischka u.a.
15.30 Pause
16.00 Fasten aus psychologischer Sicht: Phasen- Ebenen-Zustände und ihre Bedeutung für die Bewusstseinsentwicklung – Stefan Brunnhuber
16.45 Intervallfastenformen und Chronobiologie: Zusammenhänge und Studienlage – Rainer Stange
17.30 Gemeinsame Diskussion
18.00 Ende
19.30 Geselliger Abend im Schloss mit Buffet und Musik
(Selbstzahler € 45,-, Studenten € 35,-, Anmeldung erforderlich)
  • SONNTAG
09.30 Experimentelle ernährungstherapeutische Ansätze bei multipler Sklerose: Vorstellung und erste Erfahrungen der NAMS-Studie – Anja Mähler
10.15 Multiple Sklerose aus Sicht des Āyurveda: Diagnose und Behandlungsstrategie – Ananda Chopra
11.00 Kaffeepause
11.30 Integrative Medizin und Naturheilkunde in einem Klinikum der Maximalversorgung in Bamberg: Erste Erfahrungen und Perspektiven – Annette Jänsch
12.15 Gemeinsame Diskussion
12.45 Ende und Mittagssnack vor Abreise
Referenten
  • Prof. Dr. Dr. Stefan Brunnhuber | Ärztlicher Direktor der Diakonie Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Leipzig
  • Dr. med. Ananda Chopra | 2. Vorsitzender der DÄGAM, Leitender Arzt der Ayurveda-Klinik Kassel
  • Dr. med. Annette Jänsch | Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde Bamberg
  • Philipp Lennartz | Direktion Privatklinik Schloss Warnsdorf
  • Dr. med. Eva Lischka | 1. Vorsitzender der ÄGHE, Chefärztin Klinik Buchinger Wilhelmi, Überlingen
  • Dr. rer. medic. Anja Mähler | Experimental & Clinical Research Center (ECRC), Charité Berlin
  • Prof. Dr. med. Karin Meißner | Fachbereich Integrative Gesundheitsförderung, Hochschule Coburg
  • Heike Mohr | Direktion Privatklinik Schloss Warnsdorf
  • Dr. med. Renate Schleker | Leitende Ärztin Privatklinik Schloss Warnsdorf
  • Dr. med. Rainer Stange | Abt. Naturheilkunde Charité – Universitätsmedizin Berlin und Immanuel Krankenhaus, Berlin-Wannsee
Zimmerreservierung
  • Im Schloss Warnsdorf – Zimmerkategorie I bis V mit 20% Nachlass:
    EZ pro Person ab 95,-/Nacht inkl. Früh.
    info@schloss-warnsdorf.de | Tel: 04502-8400
  • Im Landhaus Töpferhof in Warnsdorf (mit Shuttle-Service).
    EZ ab 100,-/Nacht inkl. Früh. | info@landhaus-toepferhof.de
    Tel: 04502-2124 | www.landhaus-toepferhof.de
  • Kennwort jeweils: ÄGHE Warnsdorf 2019
  • Alle angegebenen Preise gelten nur für Tagungsteilnehmer
Teilnahmegebühren
  • Kostenfrei für ÄGHE-Mitglieder
  • € 65,- für Nicht-Mitglieder. Frühbucher: Anmeldung bis 21.10.19 – nur € 50,-
    Die Tagungsgebühr ist auf eine Mitgliedschaft anrechenbar.
  • € 55,- Verpflegungspauschale, biol. Vollwertkost (Preis gilt für alle)
Überweisung und Anmeldung vor Tagungsbeginn erforderlich.
Bankverbindung: Sparkasse Überlingen
IBAN: DE50 6905 0001 0001 024520
Stichwort „Warnsdorf 2019"

Anmeldung
Bitte nutzen Sie hierzu den Tagungsflyer oder das online-Anmeldeformular auf:

www.aerztegesellschaft-heilfasten.de

2019_aeghe_kongress_plakat

Bericht vom 18. Internationalen Kongress der Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung e.V. (ÄGHE) in Überlingen

Von Frank Aschoff

Guten Tag, hello, bonjour, hola!“, so begrüßte Eva Lischka die ca. 350 Teilnehmer aus mehreren europäischen Ländern. Als Vorstandsvorsitzende der ÄGHE freut sie sich über das große Interesse, das der Kongress erhält; auch die Entwicklung der ÄGHE sei positiv: Sie bestehe jetzt seit über drei Jahrzehnten und habe aktuell 232 Mitglieder –mit steigender Tendenz.
Forschung sei enorm wichtig: Denn nicht alles was beim Patienten wirke, sei auch durch Forschung belegt. Auch der Oberbürgermeister von Überlingen, Jan Zeitler, begrüßte die Gäste. Er sieht die Veranstaltung in einer langen Tradition von Überlingen als Gesundheitsstadt: mit seinen Heilbädern und Trinkkuren schon im Mittelalter – und als Standort der Klinik Buchinger Wilhelmi, die vom großen Fastenarzt Otto Buchinger gegründet worden ist. Moderiert wurde die Veranstaltung von Françoise Wilhelmi de Toledo und Viktor Wilhelmi, der zu Beginn hervorhob, wie wichtig es ist, dass die Wissenschaft mit der Durchführung von Studien hilft, die Patienten in den Kliniken optimal zu behandeln. Françoise Wilhelmi de Toledo leitete zu den Fachvorträgen über: Fasten sei ein aktiver metabolischer Transformationsprozess, der an eine Metapher aus dem Tierreich erinnere, die Otto Buchinger verwendete: die Metamorphose des Schmetterlings. Zuerst frisst die Raupe unersättlich, dann schaltet sie um und fastet. Zuletzt entfaltet sich ein Schmetterling. Die Natur selbst entwickelte also das Fasten, diesen Switch von Glukose zu Ketonen, den man auch kurz und einprägsam als G-to-K-Switch bezeichnen kann. Fasten dürfe man aber nicht nur biomedizinsch betrachten, sondern man müsse alle drei Dimensionen des Fastens im Blick haben: medical Care, community und spirituality.

Safety, health improvement and well-being during a 4 to 21-day fasting period in a large cohort
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30601864

Den ersten Fachvortrag hielt Françoise Wilhelmi de Toledo zusammen mit Franziska Grundler. Die Buchinger Wilhelmi Klinik hat eine einjährige prospektive Beobachtungsstudie durchgeführt, an der 1422 Probanden teilnahmen: Sicherheit, Gesundheitsverbesserung und Wohlbefinden während einer 4 bis 21-tägigen Fastenperiode. Es handelte sich um eine Beobachtungsstudie mit 1422 Teilnehmern. Die Autoren schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass das Buchinger Fasten gut akzeptiert wird und durchgehalten werden kann, zumal 93 Prozent keinen Hunger spürten und insgesamt wenig Nebenwirkungen beobachtet wurden. Es könne sicher durchgeführt werden und hätte positive Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden. Das Fasten führe zu Gewichtsverlust und Verbesserungen von einigen Risiken für das Herzkreislaufsystem: Übergewicht, Bauchumfang, Blutdruck. Blutwerte wie Blutfette und Zucker normalisierten sich. Teilnehmer mit Gesundheitsbeschwerden berichteten in 84 Prozent der Fälle von einer Verbesserung.
Als Konklusion formulierte Wilhelmi de Toledo einen Appell: „Do the real thing!“ Sie illustrierte ihn mit Beispielen: Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man, um sich zu bewegen in den Wald gehen und dort in den Genuss der ganzen komplexen Wirkung kommen; nur wenn man nicht die Möglichkeit hat, könne man als Ersatz auf etwas wie ein Ergometertraining zurückgreifen; in der Ernährung des Neugeborenen sei Stillen der Flaschenfütterung vorzuziehen. So verhalte es sich auch mit der aktuellen Entwicklung der „Fasting mimicking products“. Das “reale Ding“ ist und bleibt das Fasten. „Fast and eat less!“

Robots to study fasting penguins

Einen spannenden und hilfreichen Bezug zum Fasten aus der Tierwelt stellte Yvon le Maho her: die Forschung an Pinguinen in der Antarktis. Diese Tiere fasten in der Brutzeit ca. vier Monate und nutzen hierbei auch die Community, die Gemeinschaft. Die Vögel kauern sich bei minus vierzig Grad in großen Gruppen zusammen und nutzen eine Art Rotationssystem: Alle 45 Minuten werden die Positionen gewechselt, sodass jeder Vogel warm bleibt. Der weltbekannte Biologe berichtete von einem technischen Fortschritt in der Beobachtung solcher Verhaltensweisen. Er und sein Team haben einen Roboter in Pinguinform entwickelt, der die Forscher in die Lage versetzt, die Tiere zu beobachten, ohne sie zu stören.

Ehrung von Françoise Wilhelmi de Toledo

Die Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung der Buchinger Wilhelmi, Françoise Wilhelmi de Toledo, wurde für ihren Einsatz für die Fastenmedizin geehrt. Die Urkunde übergab Raimund Wilhelmi: Obwohl sie oft von der Medizin enttäuscht gewesen sei, habe sie unermüdlich und gegen Widerstände für das Fasten als Heilmethode gekämpft und maßgeblich an der Erstellung von Leitlinien mitgearbeitet – bis sich schließlich der Wind drehte: Vom „gefährlichen Fasten“ wandelte sich das Fasten im Blick der Öffentlichkeit zum „heilenden Fasten“. Das Publikum feierte die Ärztin mit minutenlangen Standing Ovations. Sichtlich gerührt nahm Wilhelmi de Toledo die Ehrung entgegen und betonte, wie wichtig ihr in all der Zeit ihr Glaube und ihre Familie gewesen ist.

How I fought my own cancer

Jean-Jacques Trochon war als Air-France Pilot 2003 an Nierenkrebs erkrankt. In seinem Vortrag berichtete er von seiner Geschichte, einer Geschichte des Leidens –aber auch des Kampfes: Nachdem zuerst eine operative Behandlung erfolgreich schien, kam der Krebs zurück. Da entdeckte er das Fasten und konnte zum Erstaunen seiner Ärzte das Krebswachstum bremsen. Ihm gelang es, führende Wissenschaftler zusammenzubringen, um den Zusammenhängen von Ernährung und Fasten mit Krebs nachzugehen. Er steht heute für eine ketogene Diät. Dieser Ansatz zu einer möglichen „Aushungerung“ von Krebszellen wird zurzeit intensiv diskutiert. Die Seite www.eattobeat.org liefert weiterführende Informationen.

Bewirtung der Kongressteilnehmer durch den Chefkoch der Buchinger Wilhelmi Klinik

Hubert Hohler stellte im Vorfeld des Mittagessens den Teilnehmern sein Konzept für das Mittagessen vor: Die Basis bilde regionales, saisonales Biogemüse, verarbeitet zu Salat, Falafel, Auberginen-Zucchini-Lasagne und Schmorgemüse.
Dieses Essen und auch das abendliche Buffet rundeten den Kongress inhaltlich ab: Mit allen Sinnen hatten die Teilnehmer die Gelegenheit zu erfahren, dass sich gesunde Ernährung und lustvoller Genuss nicht ausschließen.

A time to fast: current perspectives in fasting

Die öffentlichen Leitmedien berichten zunehmend positiv über das Fasten und auch die Science Community nimmt sich des Themas immer interessierter an. Andreas Michalsen ist der aktuell wohl meist interviewte Mensch zum Fasten in Deutschland. Er zeigte auf, dass in der renommierten „Science“, der „Bibel der Wissenschaft“, 2019 der Review-Artikel „A time to fast“ erschienen ist; aber er betonte auch, dass jetzt, nach vielen aufschlussreichen Studien am Tiermodell die Zeit für empirische Studien am Menschen gekommen ist. „Mäuse lügen!“ sei ein verbreiteter Spruch unter Forschern –Tierversuche können nicht einfach eins zu eins auf den Menschen übertragen werden. Michalsen erläuterte die aktuellen Meilensteine der Forschung rund um das Fasten, unter anderem die Ergebnisse von Satchidananda Panda zur Chronobiologie, die uns ein Staunen abringen würden, wie fein eingestellt der Körper sei. Aber es öffne sich auch ein Universum des Marketings! Verschiedenste Elixiere kommen auf den Markt: von Metformin bis Spermidin. Michalsen betont, dass die Natur immer noch die komplexeste Wirkung liefert. Aus der Geschichte der Vitaminforschung sei bekannt, dass der Wirkstoff im natürlichen Zusammenhang immer der Fragmentierung und Isolierung überlegen ist.
Mit einem Augenzwinkern schließt er seinen Vortrag: Er werde oft gefragt, woran man erkennt, ob eine Heilmethode unseriös sei. Er antworte dann immer: Wenn sie behauptet, gegen alles zu helfen! Und da hätten wir beim Fasten jetzt ein Problem...

Bahai Fasting – Intervallfasten im religiösen Kontext

Daniela Liebscher berichtete über ihre Forschung zum religiösen Fasten in der Bahai-Religion – das Besondere ist, dass dies ein Trockenfasten ist. Bei ihren Recherchen zum Trockenfasten allgemein, sei sie erstaunt gewesen, wie diese Methode in den internationalen Medien überschwänglich aufgegriffen wird. Schon kann man Schlagzeilen lesen wie: „Dry fasting burns fat three times faster!“ In ihrer eigenen Studie zu diesem trockenen Intervallfasten von sechs bis achtzehn Uhr über 19 Tage erzielte sie vielversprechende Ergebnisse: Zum Beispiel steigerte das Fasten Wohlbefinden, Achtsamkeit und das Gefühl der Selbstwirksamkeit; BMI und Körperfettanteil nahmen ab. Nach ihren Ergebnissen scheine diese Fastenform gesundheitlich nicht bedenklich zu sein und könne auch zur Änderung von Ernährungsgewohnheiten nutzbringend sein.

Buchinger fasting for people with type I diabetes – feasibility and safety

Bettina Berger aus Herdecke stellte die Ergebnisse ihrer Studie zum Fasten mit Typ-1-Diabetikern vor, die in Fastenkuren bisher meist abgelehnt werden. Sie stellt vorab eindrücklich dar, wie sehr der Erkrankte darunter leidet, dass er ständig mit dem Thema Kalorienzufuhr und Verbrauch beschäftigt ist und dass er oft hiervon einen „Urlaub“ nötig habe.
Die Ketoazidose würde in der Diabetologie gefürchtet, ist aber nur bei absolutem Insulinmangel gegeben. Die physiologische Ketose sei in der Diabetologie weitgehend unbekannt. Berger betonte aber: Die Ursache der Ketoazidose sind nicht die Ketone, sondern fehlendes Insulin. Sie stellte in ihrer Studie die Fragen: Können Typ-1-Diabetiker vom Fasten profitieren? Ist das Fasten hier machbar und sicher?
Sie führte eine 10-tägige Fastenintervention mit täglich 120-240 kcal durch. Sie wählte Patienten, die durchschnittlich seit 34 Jahren insulinpflichtig sind. Die Basis-Insulingabe wurde angepasst und es wurde vom ersten Fastentag an das mahlzeitbezogene Insulin weggelassen. Es kam zu einer Senkung der Gesamtinsulindosis und einer dokumentierten Ketonkörperentwicklung. Die Blutzuckerwerte konnten stabil gehalten werden. Die Lebensqualität stieg; es trat keine fastenbedingte Ketoazidose auf. Bergers Fazit: Natürlich konnte keiner geheilt werden, aber Fasten mit Typ-1-Diabetes ist möglich. Unterstützt wurde dies im Anschluss des Vortrags noch von dem kurzen Bericht einer Patientin: Sie habe seit 56 Jahren unterschiedlichste Ernährungsempfehlungen bekommen, aber jetzt das Fasten sei das „i-Tüpfelchen“: Sie habe mehr Ruhe und Bewusstheit bekommen und könne das Fasten anderen Betroffenen nur weiterempfehlen.

Protein restriction improves glucose and lipid homeostasis independent of total caloric intake

Gesund altern ist das Problem unserer Zeit: Mit dieser These begann James Mitchell seinen Vortrag. Alter sei ein Risikofaktor für Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Alzheimer. Wenn man also das Altern beeinflussen könne, dann auch diese häufigen Erkrankungen. Hier habe sich in unzähligen Versuchen, vor allem am Tiermodell, gezeigt, dass die kalorische Restriktion („Caloric Restriction“) die Lebens- und Gesundheitsspanne erhöht. Seine Forschungsfrage ist: Sind alle Makronährstoffe gleich zu bewerten?
Mitchell resümiert seine Ergebnisse: Eine Proteinreduktion kann die positiven Effekte der Caloric Restriction hervorbringen – ohne Reduzierung der Gesamtkalorienaufnahme.

Review of 40 years protein diets

Die Proteinsubstition in Diätprotokollen mit adipösen Patienten wurde eingeführt, als man Herzprobleme bei Patienten feststellte, so begründete Johannes Georg Wechsler aus München die Entwicklung von Formula-Diäten. Speziell ging er auf das Optifast-Programm (Nestlé) ein, das eine sichere Formula-Diät möglich mache, weil die Gefahr der Verbrennung von Funktionsprotein aus Organen damit ausgeschaltet wird. Vor allem im Rahmen einer Einbindung in eine multimodale Therapie aus den Bereichen Bewegungstherapie, Verhaltenstraining, Ernährungsberatung und medizinischer Betreuung würden so gute Kurz- und Langzeiterfolge erzielt.

Low protein vs. high protein: discussion

Spannend war eine kleine Podiumsdiskussion, die Françoise Wilhelmi deToledo moderierte: auf der einen Seite Johannes Georg Wechsler „pro Protein“ und auf der anderen Seite James Mitchell „anti Protein“. Einigkeit herrschte darüber, dass der Mensch hervorragende Möglichkeiten hat, zu fasten und hierfür über hoch entwickelte Proteinsparmechanismen verfügt. Wechsler betonte aber sein Hauptargument für die Wichtigkeit der Proteinzufuhr bei einer Diätbehandlung von Adipositaspatienten: Man könne als Arzt nichts verantworten, was Risiken hat.

Case reports

Eva Lischka und Martha Ritzmann-Widderich stellten Fallbeispiele aus ihrer Praxis vor. Sie zeigten, dass die Fastentherapie auch erfolgreich mit ernst erkrankten Patienten durchgeführt werden kann: so zum Beispiel mit einer Patientin von Eva Lischka, Z.n. Mamma CA, die noch dazu an Adipositas und Morbus Crohn litt; oder einem Patienten fünf Monate nach der Chemotherapie nach Prostatektomie. Lischka betonte die Wichtigkeit des therapeutischen Settings, der Empathie, der Aufmunterung und der Information seitens aller Mitarbeiter. Ritzmann-Widderich stellte ihrerseits auch erfolgreiche Fastentherapien bei ernsten Diagnosen vor: Polymyositis seit der Pubertät, Adipositas und Rheumatische Arthritis. Sie geht sehr individuell vor und kombiniert Ernährungsmedizin und Fasten. So stellte sie den Rheuma-Patienten auf eine antientzündliche, basische, probiotische und an Ballaststoffen reiche Ernährung um, aber erst das Fasten brachte den Durchbruch: nach fünf Tagen eine dramatische Besserung der Gelenkbeschwerden. Das Publikum besonders berührt hat danach eine spontane Wortäußerung von Laura Junge. Hierfür kam die 29-jährige Frau nach vorne an das Rednerpult und berichtete von ihrer Krankengeschichte: Sie litt seit der frühen Kindheit unter Neurodermitis, hat eine Reise von Hautarzt zu Hautarzt hinter sich, kennt jede Salbe und Therapie –ohne Erfolg. Durch einen Zufall ist sie bei der Ernährungsmedizin gelandet, hat angefangen zufasten und ihre Ernährung umgestellt –mit großem Erfolg. Sie studiert jetzt medizinische Ernährungswissenschaft in Lübeck und schreibt ihre Bachelorarbeit über Heilfasten und Autophagie. In einem Blog beschreibt sie ihr Engagement für das Thema Ernährung und Fasten: www.lustesser.de. Sehr emotional sagte sie: Ich habe ein zweites Leben geschenkt bekommen!

Award ceremony: Maria Buchinger Foundation price

Der diesjährige Gewinner des Preises der Maria Buchinger Foundation ist Mark Mattson. Der Professor für Neurowissenschaften an der John Hopkins University School of Medicine, ist laut Wilhelmi de Toledo der meist zitierte Neurowissenschaftler der Welt und habe mit seiner Forschung sehr viel für das Fasten getan. Eine Besonderheit an Mattson als Wissenschaftler sei unter anderem, dass er den von ihm erforschten Metabolic Switch durch Fasten und Ausdauersport auch lebt: Er ist begeisterter Ausdauersportler und Gärtner, der sein Gemüse selber zieht.

Working for food: how the brain and body adapt to intermittent bioenergetic challenges

Mark Mattson konnte nicht persönlich in Überlingen sein, aber hielt seinen Vortrag über Skype. Der Titel bezieht sich auf einen Schwerpunkt seiner Forschung, die Hormesis. Er definiert sie so: Hormesisrefers to adaptive responses of biological systems to moderate environmental or self-imposed challenges through which the system improves its functionality and/or tolerance to more severe challenges.” / „Der Begriff Hormesis bezieht sich auf adaptive Reaktionen biologischer Systeme auf moderate Herausforderungen aus der Umwelt oder auf selbst auferlegte Herausforderungen, durch die das System seine Funktionalität und / oder Toleranz gegenüber schwereren Herausforderungen verbessert.“ (eigene Übersetzung). Solche selbst auferlegten Herausforderungen seien beispielsweise Ausdauersport und Intervallfasten. Nicht immer waren diese Herausforderungen selbst auferlegt. Aus der evolutionären Perspektive heraus gesehen, ergaben diese sich aus der Umwelt heraus: Nahrungssuche mit wechselndem Erfolg machte Ausdauerleistungen und die Fähigkeit zum intermittierenden Nahrungsverzicht notwendig. Der Hauptmotor der Evolution sei die Nahrungssuche. Es ist von der Natur so eingerichtet, dass Tiere auch im Fastenmodus leistungsfähig sind. Alles andere würde die erfolgreiche Suche nach Nahrung verhindern. An Mäusen wurde festgestellt, dass auch bei sehr langfristiger Kalorienreduktion Gehirn und Genitalien geschont werden, damit die Fortpflanzung noch möglich bleibt. Umgekehrt ist Überfütterung bzw. Überernährung schlecht für das Gehirn. Die Erkrankungen des Gehirns seien eine der größten Herausforderungen unseres Jahrhunderts. Ein wichtiger Aspekt den Mattson in seiner Arbeit immer wieder betont: Neben dem Fasten führen auch große, langandauernde körperliche Anstrengungen zum Metabolic Switch. Dieser Switch scheint gegen Erkrankungen des Gehirns zu schützen, wie Alzheimer, Parkinson und Schlaganfall.

Fasting and silence – a couple of twins

Eine Besinnung, geleitet vom Jesuit und Zen-Meister Niklaus Brantschen, gehört seit Jahren zum Kongress. Fasten ist für ihn im Wesentlichen eine Angelegenheit der Stille: Wir schalten um auf die Ernährung von innen. Der Switch of Life sei auch ein Switch von außen nach innen. Dies sei auch schon bei Otto Buchinger zu finden. Brantschen verweist hier noch mal ausdrücklich auf die Ausführungen von Buchinger zu „Fasten und Beten“, „Beten und Fastenarzt“ und zu „Abgeschiedenheit und Stille“. Was ist aber Stille?
Nach Brantschen weit mehr als nur die Abwesenheit von Lärm. Es ist die “Stille hinter der Stille”.

Fasting and fasting imitating substances to maintain health

Die Kalorienrestriktion auf Dauer sei unphysiologisch – gesunder sei zum Beispiel das Alternate Day Fasting, so Frank Madeo. Aber in humorvoller Art betont er auch: „Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach.“ Vor diesem Hintergrund sieht er die „Caloric Restriction Mimetics“ als sinnvoll an. Madeo stellt verschiedene Mimetika vor und bewertet sie: Metformin arbeite über die Regulation des Blutzuckerspiegels, habe aber gravierende Nebenwirkungen. Auch Rapamycin hält er beim Menschen für problematisch. Bei Ketonkörpern, die von außen zugeführt werden, sei die Forschungsdichte sehr gering und die Wirkung fraglich. Polyphenole wirken positiv. Spermidin kann über die Nahrung aufgenommen werden, zum Beispiel in gut fermentiertem Käse und Pilzen. Aber es zeige auch als Mittel in Studien gute Ergebnisse.

The impact of fasting diet and lifestyle on the human gut microbiome

Robin Mesnage stellte seine Untersuchungen zum Einfluss des Fastens auf das menschliche Mikrobiom vor. Man wisse inzwischen, dass sich das Mikrobiom dauern ändert – z.B. beim Wechsel von pflanzlicher Ernährung zu Fleisch innerhalb eines Tages. Nach einem zehntägigen Fasten konnten deutliche Veränderungen des Mikrobioms aufgezeigt werden.

Magnetic resonance imaging and spectroscopy to reveal immediate and long-term multi-organs composition changes of a 14-days periodic fasting intervention

Pierre Croisille stellte einen Fallbericht vor:Im Rahmen einer Pilotstudie untersuchte er die Möglichkeiten mit der Magnettomografie Effekte eines Buchinger-Fastens auf Organsysteme darzustellen, u.a. Leber, Knochen und Muskulatur. Es zeigte sich, dass es bei dem einen Probanden, ihm selbst, nur zu einem minimalen Abbau von Muskelmasse gekommen war, aber zu einer bedeutenden Abnahme von subkutanem Fettgewebe. Interessanterweise nahm das Knochenmarksfett zu. Im Herzmuskel konnten keinerlei Veränderungen gefunden werden. Die Magnetresonanztomografie scheine eine Quantifizierung von globalen und organspezifischen Veränderungen durch eine Fastenintervention darstellen zu können.

Closing words of ÄGHE
Eva Lischka resümierte, dass die dargestellten wissenschaftlichen Ergebnisse viel Bestätigung für die klinische Praxis geboten hätten und wies auf kommende Veranstaltungen hin.
Die Videobeiträge werden zu einem späteren Zeitpunkt auf http://fasten.tv/de/ veröffentlicht.
Weitere Termine


53. Medizinische Woche in Baden-Baden

30. Oktober – 03. November 2019

AEGHE Vorträge am 3.11.19 zu Ernährungs- und Fastenthemen, Fastentherapie in der Praxis
Tagesvorsitz Dr. med. Rainer Matejka, Bad Brückenau/Zierenberg; Dr. med. Rainer Stange, Berlin
Sonntag, 03.11.2019 14:00 – 17:00 Uhr
Raum Kongresshaus, Sitzungsraum 1 (1. OG)
14:00 Begrüßung – Dr. med. Eva Lischka, Überlingen
14:05 Sicherheit, therapeutische Effizienz und Wohlbefinden während eines 4 bis 21-tägigen Buchinger Fastens bei 1422 Patienten – Franziska Grundler, Überlingen
14:30 Kasuistiken aus der Fastentherapie – Dr. med. Eva Lischka, Überlingen
15:00 Pause und Besuch der Fachausstellung
15:30 Intermittierendes Fasten mit insulinpflichtigen Typ 2 Diabetikern? – Dr. med. Heidi Boschmann, Potsdam
16:00 Tempo, Takt und Rhythmus in der Ernährung – Dr. med. Michael Boschmann, Berlin
16:30 Placebo-, Nocebo- und Vale(b)o-Effekte in der Ernährungsmedizin – Prof. Dr. Hartmut Schröder, Frankfurt/Oder
www.medwoche.de

11.02. – 18.02.2020

Weiterbildung Naturheilverfahren – Kurs II mit Selbsterfahrung Heilfasten nach Buchinger
Veranstaltungsort: Kurpark-Klinik Überlingen am Bodensee, Gällerstraße 10, 88662 Überlingen
Leitung: Dr. Christian Kuhn, Dr. Gunther Hölz
Veranstalter: Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin e.V.
www.zaen.org/kongresse/veranstaltungstermine.html
zaen.org/weiterbildung-zusatzbezeichnung/fastentherapie/

27. Juni 2020

53. ÄGHE-Fortbildungstagung in Mönchhof/Burgenland
im Kurhaus Marienkron – Zentrum für Darm & Gesundheit
A-7123 Mönchhof/Burgenland
Gastgeber Dr. Ulrike Göschl
www.marienkron.at